Broch, Hermann
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Jahrhundert-Edition
Die Schlafwandler
eine Romantrilogie
Bertelsmann Club, Gütersloh (1999)
Standort:
$L Broch
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Inhalt: Neuausgabe der (1928-1932 entstandenen) Romantrilogie, in der Broch am Beispiel dreier Einzelschicksale den allmählichen Zerfall der Wertvorstellungen zwischen 1888 und 1918 schildert. Die chronologisch auf die Jahre 1888, 1903 und 1918 verteilte Romantrilogie von Hermann Broch gibt einen Querschnitt der Wilhelminischen Epoche, der den allmählichen Verlust einer veralteten Werteordnung und das Aufkommen der rational und funktional orientierten Moderne an Charakterbeispielen darstellt. Inhalt: Im ersten Teil, Pasenow oder die Romantik, geraten unter dem Einfluss des Kaufmanns Eduard von Bertrand die religiösen Überzeugungen und das patriotische Pflichtgefühl des Gutsbesitzersohns Joachim von Pasenow ins Wanken. Dennoch entzieht er sich der unglücklichen Affäre mit dem Animiermädchen Ruzena, um in der Ehe mit der zum Tugendideal verklärten Elisabeth von Baddensen einen den starren gesellschaftlichen Konventionen entsprechenden Ersatz für die metaphysische Leere seiner Existenz zu finden. Der entlassene Buchhalter August Esch, Vertreter des kleinbürgerlich-proletarischen Milieus, begegnet seiner als willkürlich erlebten Umwelt im zweiten Teil, Esch oder die Anarchie, mit zunehmendem Realitätsverlust. Eine »anarchische« Opfer- und Erlösungsfantasie leitet seinen Plan, den für den Kopf einer Weltverschwörung gehaltenen Mannheimer Industriellen Bertrand zu beseitigen. Die Ehe mit der älteren Gastwirtin Gertrud Hentjen zügelt den »falschen« Idealismus. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs gelangt der gelernte Kaufmann Wilhelm Huguenau, Hauptfigur des dritten Teils, Huguenau oder die Sachlichkeit, durch Betrug und mit Hilfe des Stadtkommandanten Joachim von Pasenow in den Besitz der Druckerei des ermordeten August Esch. Die Geschichte des Opportunisten ist um die Parallelerzählungen des Leutnants Jaretzki, des Maurers Gödicke und der Hanna Wendling ergänzt, die für Vereinsamung und körperliche wie geistige Versehrtheit stehen. Der vom Intellektuellen Bertrand Müller vorgetragenen Abhandlung über den Zerfall der Werte steht zudem die Geschichte eines Heilsarmeemädchens in Berlin als poetischer Kontrast gegenüber. Aufbau: Ein traumartiger Schwebezustand, in dem das »Nicht mehr« und das »Noch nicht« eines eminenten gesellschaftlichen Umbruchs als irrational und vorbewusst erlebt wird, bestimmt das Handeln der Figuren. Der Versuch, sich einen Lebenssinn zu geben, scheitert am Konflikt der individuellen Werteordnung mit der Realität. Wurde Pasenow von einer »romantisch«-religiösen Fantasie geleitet, war es bei Esch ein »anarchisches« Ideal der Befreiung, das durch erotische Abenteuer kompensiert wurde. Huguenau typisiert den »sachlichen«, modernen, d. h. »wertfreien«, egoistischen Menschen einer neuen Zeit. Broch stellt den Wandel in unterschiedlichen Stilen dar. Die Geschlossenheit des ersten Teils bricht gegen Ende des Romans auf, um in einer parallelen Anordnung verschiedener Erzählstränge die plurale, polyphone Wirklichkeit abzubilden. Dabei sind die Romanteile durch Wiederholungen und Anspielungen, Motive, Symbole und Namen kunstvoll miteinander verbunden. Der Unmöglichkeit, die Welt in ihren zahlreichen Facetten zu erkennen, setzt Broch unter dem Einfluss so unterschiedlicher Denker wie Ernst R Bloch, James R Joyce, Immanuel R Kant, Sören R Kierkegaard, Georg R Lukács oder Heinrich R Mann den Nachweis einer über die Form des Romans herstellbaren Totalität entgegen und beendet den Text mit einer paulinischen Erlösungsutopie. Wirkung: Besonders unter Schriftstellern sind Die Schlafwandler, denen ein Erfolg aufgrund der nationalsozialistischen Machtergreifung zunächst nicht vergönnt war, von größtem Einfluss. Die gesellschaftliche Analyse in souverän angewandten Stillagen, die Einbindung unterschiedlicher Gattungen, die durch Zitate und Anspielungen erzeugte Offenheit und das hohe Maß an dichterischer Selbstreflexion wirken bis auf die Romanproduktion der Gegenwart. Systematik: $L-G Umfang: 790 Seiten Standort: $L Broch
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$L-G
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Schöne Literatur
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