Inhalt: "Auslöschung" ist der Titel einer Niederschrift, die Franz-Josef Murau in seinem letzten Lebensjahr in Rom verfaßt hat und die Thomas Bernhard zugänglich macht. Diese Aufzeichnungen waren für Murau unumgänglich geworden, da in ihnen ein Thema im Zentrum steht, das seine ganze Existenz zerstört hat, nämlich seine Herkunft. Dieser "Herkunftskomplex" läßt sich mit dem Namen eines Ortes bezeichnen: Wolfsegg. Hier ist Murau aufgewachsen, hat er den Entschluß gefaßt, daß er, will er sich, seine geistige Existenz retten, Wolfsegg verlassen muß. Obwohl er deshalb beabsichtigt, Wolfsegg zu meiden, muß er dennoch dorthin reisen: seine Eltern und sein Bruder sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Dieser erneute Wolfsegg-Aufenthalt macht Murau deutlich, daß er sich von Wolfsegg endgültig lösen muß. Er faßt den Entschluß, über Wolfsegg zu schreiben, und zwar mit dem Ziel, das in diesem Bericht "Beschriebene auszulöschen, alles auszulöschen, das ich unter Wolfsegg verstehe, und alles, das Wolfsegg ist". Umfang: 363 S.
Inhalt: Rudolf, der Erzähler dieses 1982 erschienenen Buches, bereitet seit einem Jahrzehnt mit leidenschaftlichem Ernst eine größere wissenschaftliche Arbeit über seinen Lieblingskomponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy vor. Nachdem er zuerst durch den Besuch seiner Schwester und dann, nach ihrem Weggang, durch die quälende Furcht, sie könnte wieder zurückkommen, am Schreiben des ersten Satzes seiner Studie gehindert wird, quält ihn die "Hölle des Alleinseins". Deshalb packt er die Koffer, nimmt nur die wichtigsten seiner Schriftstücke mit, um in Palma seine Arbeit zu realisieren. In einem dortigen Cafe erinnert er sich an eine junge Frau, die ihn bei seinem letzten Palma-Aufenthalt vor eineinhalb Jahren angesprochen hatte. Sie war verzweifelt, ihr Mann hatte sich nachts vom Balkon des Hotels Paris gestürzt. Auf dem Friedhof von Palma, in einem der sieben Stock hohen Betonbestattungskästen, ist er beerdigt worden. Noch jetzt, eineinhalb Jahre danach, sieht er das verzweifelte Gesicht der Frau. Nun hat er eine Reihe von ersten Sätzen für seine Arbeit im Ohr, aber auch das Unglück der jungen Frau. Er nimmt ein Taxi, fährt zum Friedhof und findet an der Tafel neben dem Namen des Mannes nun auch den Namen der Frau: suicido - erfährt er. Umfang: 131 S.
Inhalt: Der Erzähler in dem zuerst 1983 publizierten Werk wohnt in Madrid und schreibt eine Arbeit über den kanadischen Pianisten Glenn Gould, "den wichtigsten Klaviervirtuosen des Jahrhunderts", der, auf dem Gipfel seiner Kunst, aufhörte zu spielen. In Madrid erreicht den Erzähler ein Telegramm, das das Begräbnis seines Freundes Wertheimer anzeigt, der sich umgebracht hat. Die drei hatten sich in Salzburg bei einem Musikkurs von Horowitz kennengelernt. Bald stellte sich heraus: Glenn Gould war das größte Genie. Unter dem Eindruck der Übermacht dieses Genies wurde der Erzähler zu einem "Weltanschauungskünstler", zum Kritiker seiner Zeit und besonders zum Kritiker Österreichs, Wertheimer dagegen stürzte in eine unumkehrbare Existenzdepression. Je mehr der Erzähler an seinen "Versuch über Glenn" dachte, um so deutlicher wurde ihm, daß es ihm eigentlich darum zu tun war, sich Klarheit über Wertheimer, den "Untergeher", wie Glenn Gould schon früh zu ihm gesagt hatte, zu verschaffen. Umfang: 106 S.
Inhalt: Holzfällen ist die Geschichte einer "Erregung", die Geschichte eines "künstlerischen Abendessens" in Wien, in der Gentzgasse. Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller, sitzt auf dem Ohrensessel und beobachtet die Gesellschaft, die auf den Schauspieler des Burgtheaters wartet, der versprochen hatte, gegen halb zwölf zu diesem Essen zu kommen. Umfang: 140 S.
Inhalt: Ein paar Takte hatten genügt, um die Klaviervirtuosenlaufbahn von Wertheimer für immer zu zerstören: ein paar Takte von Glenn Goulds Interpretation. Sie waren sich bei Horowitz begegnet, um am Mozarteum noch den letzten Schliff vor ihrer Pianistenlaufbahn zu erhalten. Glenn war schon zu dieser Zeit ein Genie; aus Wertheimer und dem Erzähler wäre wahrscheinlich jeweils ein sehr, sehr guter geworden, doch niemals konnten sie an das Talent von Glenn Gould heranreichen. Er zieht Resümee: was ist damals eigentlich passiert? Wie kam es, dass sie, die zu den Besten gehört hatten, so einfach resigniert hatten, sich beide in etwas völlig abseits der Musik befindlichen zugewandt hatten? Und beide nie wieder etwas wirklich erreicht hatten? Beim Nachsinnen über das Wesen dieser Freundschaft, dem Wesen der Kunst, und auch über die Gründe des Selbstmordes, offenbart der Erzähler jedoch noch viel mehr über sich selbst, als es den Anschein hat...
Inhalt: Mit seinem ersten Roman "Frost" gelang Thomas Bernhard der literarische Durchbruch. Wie bereits in seiner zuvor erschienenen Lyrik herrschen die Themen Einsamkeit, Kälte, Finsternis und Tod vor. Ein Medizinstudent wird während seiner Famulatur in Schwarzach von einem Assistenzarzt beauftragt, dessen Bruder, den einstigen Kunstmaler Strauch, zu beobachten. Dieser lebt zurückgezogen in einem verkommenen Gasthaus des abgeschiedenen, düsteren Gebirgsdorfs Weng im Salzburger Land. Von seiner Umwelt wird der Außenseiter für verrückt gehalten. Er selbst wiederum lebt mit dem Gefühl permanenter Bedrohung, fürchtet sich vor dem Weiblichen und menschlichen Ansammlungen. Seine resignative, depressive Weltsicht teilt er in ausufernden Monologen und Visionen dem Studenten mit, der zunehmend ergriffen wird von der selbstzerstörerischen Gedankenwelt Strauchs. Nach Schwarzach zurückgekehrt, erfährt der Student durch eine Zeitungsnotiz, dass Strauch verschwunden ist und eine Suchaktion wegen der Witterung abgebrochen werden musste. Der pessimistischen Bewusstseinshaltung des Malers entspricht die Landschaftsschilderung: Statt Bergluft herrscht der Geruch von Fäulnis und Verwesung, der Himmel wird zur Hölle. Als Folge des Weltkriegs und der fortschreitenden Technisierung stellt selbst die ländliche Provinz keine Idylle mehr da, und so hat sich auch die herkömmliche Heimatliteratur verkehrt. Neben größtenteils enthusiastischen Rezensionen erhielt Bernhard noch im Erscheinungsjahr einen ersten Literaturpreis für "Frost". Andere Auszeichnungen folgten, so 1964 der Julius-Campe-Preis und der Bremer Literaturpreis. Die Kritik war überwältigt von der neuen Sprache, der eigenwilligen Form und dem aufwühlenden Inhalt.
Inhalt: Mit seiner 1982 vorgelegten Arbeit über die Geschichte einer Freundschaft führt Bernhard seine Autobiographie, die Beschreibung seiner Kindheit und Jugend in fünf Bänden, weiter in die Jahre 1967 bis 1979. Bei einem Sanatoriumsaufenthalt vertiefte sich seine Freundschaft mit Paul Wittgenstein, die in leidenschaftlichen Diskussionen über Musik begonnen hatte. Paul Wittgenstein, der Neffe Ludwig Wittgensteins, maturierte am Theresianeum in Wien und studierte danach Mathematik. Seit seinem 35. Lebensjahr brach seine Nervenkrankheit immer wieder durch. Anfänglich finanziell sehr gut gesichert durch die Reichtümer einer der reichsten Familien Österreichs, verschenkte er sein Vermögen unbekümmert an Freunde und Arme, bis er selber in Armut dahinvegetierte. In seinen letzten Lebensjahren vereinsamte er mehr und mehr, nur noch mit seinem Freund Thomas Bernhard verbunden. Bernhards Notizen sind zum Bericht der Sterbegeschichte des Paul Wittgenstein geworden. Zwölf Jahre hindurch hatte er das Sterben seines Freundes beobachtet. Und durch diese Beobachtung hat sich auch die Selbstbeobachtung Thomas Bernhards verschärft - so daß durch den Porträtierten auch das Bild des Porträtisten starke Konturen gewinnt. Umfang: 79 S.
Inhalt: Thomas Bernhard beschreibt in seiner Erzählung "Ein Kind" (1982) die ersten acht Jahre seiner Kindheit, geprägt als uneheliches Kind ohne Vater aufzuwachsen, dem Leben nahe der Armutsgrenze und dem gespannten Verhältnis zu seiner Mutter, deren Vorwürfe Thomas innerlich erschüttern: "Du bist, was sie dich nennen, das scheußlichste aller Kinder!" Er entwickelt eine anhängliche Beziehung zu seinem Großvater. Von ihm lernt er fürs Leben, von ihm wird er gewarnt: "Die Welt ist widerlich, unerbittlich, tödlich."
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