Inhalt: In der Nähe von Tromsø wird während der Polarnacht in einem Kuhstall ein Mann ermordet aufgefunden. Er wurde auf dem Heuboden an den Armen aufgehängt, Spuren am Tatort deuten darauf hin, dass er gefoltert wurde ... Der Afghanistan-Veteran Alexander Winther, der als Journalist bei der Zeitung »Nordlys« arbeitet, wird auf den Fall angesetzt. Sehr schnell sieht er Verbindungen zu Grausamkeiten, die sich vor sechzig Jahren am selben Ort abgespielt haben. An dem Ort, an dem die Deutschen 1942 ein Lager für jugoslawische Kriegsgefangene aufgebaut hatten, in dem Häftlinge auf brutale Art und Weise gefoltert und getötet wurden. Ein später Racheakt? Die Spuren führen ihn nach und nach auch zum Balkankrieg Anfang der 1990er Jahre ? und zu einem streng gehüteten Staatsgeheimnis. Umfang: 339 S. ISBN: 978-3-518-73479-7
Inhalt: Hamburg 1911: Nur widerstrebend stimmt der verwitwete Reeder Victor Dornhain der Heirat seiner Tochter Lavinia mit dem Architekten Konrad Michaelis zu. Niemand in der Familie ahnt, dass Lavinias Schwester, die Malerin Nele, ihren Schwager liebt. Etwa zeitgleich wird die 16-jährige Klara Tießen als Hausmädchen bei Dornhains eingestellt. Nur Victor Dornhain und seine Mutter Charlotte wissen, dass Klara sein illegitimes Kind ist. Drei Jahre später bricht der Große Krieg aus und verändert alles: In der Tragödie erkennt Lavinia ihre wahre Bestimmung, Klara findet auf der Suche nach ihrer unbekannten Mutter den Mann ihres Lebens, und das Schicksal seiner Familie wird für den Reeder zu einer Frage der Ehre ... Umfang: 576 S. ISBN: 978-3-641-13160-9
Inhalt: Berlin, im September 1980. Ein Streik der bei der DDR beschäftigten Eisenbahner in West-Berlin beunruhigt die politische Führung auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs.Der junge Reuters-Korrespondent Valentin Freytag wird wider Willen vom neutralen Beobachter zum Vertrauten der Streikführer. Damit gerät er in den Strudel der großen Politik und muss am Ende fassungslos mit ansehen, wie das Unvorstellbare geschieht: Mit stillschweigender Billigung des Westens passieren Trupps der Staatssicherheit die Mauer und schlagen den Streik gewaltsam nieder!Hans-Ulrich Jörges hat den Bahnstreik und seine Zerschlagung als Journalist aus nächster Nähe erlebt; den Ausweis für die Streikzentrale besitzt er noch heute. Seine Erlebnisse und nachfolgenden Recherchen in den Archiven von Staatssicherheit und Berliner Senat hat er mit einer Mischung aus Realität und Fiktion, aus dokumentierten Abläufen und imaginierten Figuren, aus protokollierten Gesprächen und nachempfundenen Dialogen zu einem packenden Roman verarbeitet. Umfang: 224 S. ISBN: 978-3-8393-2148-5
Inhalt: Ein australischer Journalist und sein kambodschanischer Dolmetscher geraten in die Wirren des späten Vietnamkrieges, der nach der "Domino-Theorie" gegen Ende auch Kambodscha und andere angrenzende Länder erfaßt hat. Sie erleben einen Krieg, der sämtliche Regeln der Gesittung hinter sich läßt und aus Menschen Schlachtvieh macht ... - Ein von tiefer Menschlichkeit geprägter, mit gnadenlosen Bildern verstörender Kriegsfilm, der in seiner Realistik höchst aufrüttelnd wirkt und Spielbergs "Soldat James Ryan" in seiner Drastik vorwegnimmt. Nach einem Buch des Reporters Sydney Schanberg von der New York Times. - Grundbestand.
Orig.: Großbritannien, 1984. - Nach dem Buch "The death and life of Dith Pran" von Sydney Schanberg Systematik: , DVD-S FSK 16 Umfang: 139 min EAN: 4009750215579
Inhalt: Der Debütroman von James Jones über eine US-Einheit während des Zweiten Weltkriegs auf Hawaii schildert den tragischen Widerspruch zwischen dem nach Freiheit strebenden Einzelnen und der autoritären Struktur des Militärs. Inhalt: In der Schofield-Kaserne leistet der junge Soldat Robert Prewitt aus Kentucky, ein begabter Hornist und Boxer, Dienst im Trompetenkorps. Der junge, idealistische Südstaatler aus armen Verhältnissen liebt die Armee und glaubt, dass die Dienstvorschriften dem Soldaten ein Minimum an menschlicher Würde garantieren. Doch hat er zahlreiche Nackenschläge einzustecken. Im Trompetenkorps muss er einem dilettantischen Vorgesetzten gehorchen, nachdem er sich im Bordell eine Geschlechtskrankheit eingefangen hat, wird er zur Infanterie strafversetzt. Der dortige ehrgeizige Kompaniechef Captain Dana Holmes will mit ihm unbedingt die Militär-Boxmeisterschaft gewinnen. Als Prewitt sich weigert zu boxen, weil er im Ring einen Gegner blind geschlagen hat, lässt Holmes ihn durch Schikanen systematisch provozieren. Vor allem der brutale Sergeant Fatso Judson reizt Prewitt so lange, bis er im Militärgefängnis landet. Als man ihn nach Monaten schlimmer Misshandlungen freilässt, tötet er Judson im Kampf und desertiert. Im Versteck bei der Dirne Alma hört er vom japanischen Angriff auf Pearl Harbor und will zur Truppe zurückkehren, wird aber von einem US-Posten aus Versehen erschossen. Aufbau: Jones erzählt Armeedienst und Krieg aus der Perspektive von Einzelpersonen. Prewitt ist ein individualistischer Künstlertyp, der in der harten Welt der Uniformierten nicht überleben kann. Weitere Hauptfiguren sind u. a. der Italoamerikaner Angelo Maggio, der - nicht weniger rebellisch, aber schlauer als Prewitt - sich den ständigen Schikanen seiner Vorgesetzten durch Einweisung ins Hospital entzieht. Sergeant Milton Warden, der zwischen Soldaten und Offizieren zu vermitteln sucht, ist ein besonnener Realist. Allerdings gerät er in einen schweren inneren Konflikt, als er mit der Frau von Captain Holmes eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Minutiös schildert Jones den Alltag des Soldatenlebens zwischen Drill und Gehorsam in der Kaserne, Alkohol und Sex in Kneipen sowie Bordellen, Schikanen und Misshandlungen im Gefängnis. Er greift Themen des Existenzialismus der 1950er Jahre auf wie Isolation, Desillusionierung und das Überleben in einer Welt ohne Gott. Diesem Dilemma sucht der Mensch mit Verweigerung und Auflehnung zu entkommen - meist vergeblich oder für einen hohen Preis. Im männlichen Kosmos von Jones, den der Autor am eigenen Leib erlebte, haben Frauen wenig zu sagen. Sie sind in dem Roman nur klischeehaft dargestellt. Wirkung: Verdammt in alle Ewigkeit wurde 1951 mit dem National Book Award ausgezeichnet. Die Schilderung sadistischer Szenen und sexueller Details in der vermeintlich »glorreichen« US Army schockierte die Öffentlichkeit in Amerika, sorgte aber für hohe Auflagen. Der enorme Erfolg des Buches trieb Jones zur Fortsetzung des Themas mit leicht abgewandelten Figurenkonstellationen in den Romanen Der tanzende Elefant (1962) und Heimkehr der Verdammten (1978 postum). Fred Zinnemanns Verfilmung von Verdammt in alle Ewigkeit (1953) mit Frank Sinatra, Montgomery Clift, Burt Lancaster und Deborah Kerr ist mit acht Oscars einer der erfolgreichsten Kriegsfilme aller Zeiten. B. B. Systematik: $L-G Umfang: 563 S. Standort: $L Jones
Inhalt: Was macht der Krieg mit der Liebe? Kann einer tagsüber töten und abends als liebevoller Ehemann und Vater nach Hause kommen? Die kleinen Beziehungskriege zwischen Henry Treherne und seiner Frau Clara sind unausweichliche Folgen des grausamen Dienstes, den der ehrgeizige Soldat in den 50er Jahren auf Zypern leistet. Dort halten die Briten die Stellung gegen zypriotische Unabhängigkeitskämpfer. Verstört muss Clara erleben, wie ihr Mann ein Fremder wird. Eine großartige Liebesgeschichte, die sich zum Drama entwickelt. Und wir begreifen, wie Krieg seine zerstörerische Kraft entfaltet und ins Innerste der Beziehungen vordringt.
Aus dem Engl. übers. Systematik: $L Umfang: 443 S. Standort: $L Jones ISBN: 978-3-89561-386-9
Inhalt: Weihnachten an der Westfront 1914: Inmitten eines erbarmungslosen Stellungskrieges schließen deutsche, französische und britische Soldaten spontan Waffenstillstand auf Ehrenwort. Im Niemandsland feiern sie zusammen Weihnachten. Nach zwei Tagen ist es, auf Befehl von oben, wieder vorbei mit dem Frieden. Die Waffen sprechen wieder und der kleine Friedensschluß gerät im Dauerfeuer des Stellungskriegs bald in Vergessenheit. Umfang: 144 Min. ISBN: 978-3-8371-7199-0
Der kleine Frieden im großen Krieg Westfront 1914 : als Deutsche, Franzosen und Briten gemeinsam Weihnachten feierten Bertelsmann, München (2003)
Standort: Ekn 30 Juerg
Inhalt: Alles beginnt damit, dass ein deutscher Grenadier in seiner Stellung "Stille Nacht, heilige Nacht" singt. Dann fallen andere Stimmen ein, immer mehr, und durch die modrigen Gräben Flanderns schwappt eine Woge Weihnachtsstimmung, die auch die Gegner jenseits des Niemandslands nicht ungerührt lässt. Der Feind applaudiert und feuert an, die Soldaten rufen aufmunternde Worte hinüber zu den "Hunnen". Verständigung über Gräben hinweg. Damit beginnt der anrührende Kriegsberichte. Die Geschichte des Weihnachts-Waffenstillstands von 1914 an der Westfront, als tausende Soldaten beschlossen, zumindest in den stillen Tagen einfach gute Christenmenschen zu sein und nicht aufeinander zu schießen. Die da unten machten ihren Frieden, und die Offiziere in den Stäben wussten kurzzeitig nicht, wie sie darauf reagieren sollten. Wie auf ein geheimes Kommando zeigt sich die Menschlichkeit auf allen Seiten. Es werden Geschenke ausgetauscht, die Deutschen werfen Stollen zu den Briten, die werfen Plumpudding zurück. Man trifft sich im Niemandsland zum gegenseitigen Haareschneiden, Souveniraustausch und Zigarettenhandel. Selbst Fußballspiele zwischen französischen "Poilus" und deutschen Infanteristen finden statt. Und mancher mag sich damals gewünscht haben, den Streit statt im Völkerschlachten lieber auf dem Rasen auszutragen. Spannende Reportage über eine kurze Fraternisierung zwischen Deutschen, Franzosen und Engländern an der Westfront zur Weihnachtszeit 1914; reich illustriert. »Eine anrührende Weihnachtsgeschichte über den wunderbaren Wahnsinn mitten im normalen Irrsinn. « Elke Heidenreich Systematik: Ekn 30 Umfang: 351 S. : Ill. Standort: Ekn 30 Juerg ISBN: 978-3-570-00745-7
Inhalt: DURCH EIN JAHRHUNDERT GETRENNT, DURCH EINE GEMEINSAME GESCHICHTE VEREINT ... Oslo, 2011. Nora ist Mitte dreißig, als sie den Namen ihres Vaters erfährt: Ánok, ein samischer Student, der damals plötzlich aus dem Leben ihrer Mutter verschwand. Nora spürt, dass sie ihr Glück erst finden wird, wenn sie in die Heimat ihres Vaters reist. Doch die Sami und ihre Kultur erscheinen ihr lange fremd. Bis sie auf den charismatischen Hundezüchter Mielat trifft ... Finnmark, 1915. Mit neun Jahren endet das friedliche Nomadenleben des Sami-Mädchens Áilu: Auf der Wanderung zu den Sommerweiden wird sie von norwegischen Beamten verschleppt und in ein Internat gesteckt, wo sie zu einem zivilisierten Mädchen geformt werden soll. Tatsächlich verleugnet Áilu lange ihre Herkunft. Doch der Ruf ihrer Heimat lässt sich nicht für immer zum Verstummen bringen ... "Es gibt Frauenromane zum Verlieben. Dies ist so einer!" FREIZEIT EXKLUSIV über IM LAND DER WEITEN FJORDE"Ein wirklich ganz toller Roman voller Romantik, Freundschaft, Tragik und Wärme. Vor der wunderschönen Kulisse Norwegens, träumt der Leser den großen Traum der beiden Protagonistinnen mit. Sehr zu empfehlen!" LARISSA IMMEL, ALLITERATUS, über IM LAND DER WEITEN FJORDE Umfang: 559 S. ISBN: 978-3-8387-4589-3
Inhalt: Schon seit Jahren tobt ein Krieg zwischen Menschen und Robotern. Auf der Suche nach seinem verschollenen Vater postet der zwölfjährige Trout ein Video im Netz und gerät zwischen die Fronten. Plötzlich wird er nicht nur von der Regierung gejagt, sondern auch von Robotern angegriffen. Wem kann er trauen? Wer ist Freund, wer Feind? Trout taucht unter - und erfährt, dass nichts so ist, wie es scheint ? Umfang: 288 S. ISBN: 978-3-473-47718-0
Inhalt: Margot Käßmann, die frühere Bischöfin und langjährige Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, gibt sehr persönliche Antworten auf Fragen, die sie zahlreich per Brief erreichten, zu Themen wie Zukunftsangst, Unrecht und Krieg oder dem persönlichen Schicksal. Systematik: Kes 1 Umfang: 253 Seiten : Illustrationen Standort: Kes 1 Kaes ISBN: 978-3-86334-112-1
Inhalt: Erich Kästner (1899-1974) führte vom Januar 1941 bis zum Juli 1945 (mit Unterbrechungen) ein geheimes Kriegstagebuch, das die Lebensbedingungen im NS-Staat "von innen" dokumentieren sollte. Den auf dieser Material-Grundlage geplanten großen Roman über des "Dritte Reich" hat Kästner nie geschrieben.
Inhalt: Luftwaffengeneral Harras - dem legendären Kriegspiloten Ernst Udet nachempfunden - anerkennt seine Schuld an der Unmenschlichkeit des 2. Weltkrieges und fliegt zur Sühne bewusst in den Tod ... - Deutscher Klassiker nach dem Bühnenstück von Carl Zuckmayer.
Orig.: Bundesrep. Deutschland, 1954. - Nach dem gleichnamigen Theaterstück von Carl Zuckmayer Systematik: , DVD-S FSK 12 Umfang: 112 min EAN: 4006680051581
Inhalt: Sybille, die Seherin von Avignon, folgt ihrer Mission, den alten Glauben an die Göttin Dea zu bewahren. Nach langer Trennung finden sie und ihr Geliebter Lux, der wie sie magische Kräfte besitzt, zusammen, um das Böse zu besiegen. Systematik: $L-Tb Umfang: 447 S. Standort: $L-Tb Kalo / Historisches ISBN: 978-3-548-60517-3
Belletristik Es gab keinen Sex im Sozialismus Legenden und Missverständnisse des vorigen Jahrhunderts Random House Audio, Köln (2009)
Standort: °e-hör Kami / Hörspiele
Inhalt: Humorvolle Erinnerungen des Berliners an seine Jugend in der Sowjetunion: die lebensgefährlichen Feierlichkeiten am Tag der Kosmonautik, die Jagd auf Schnäppchen, die Karottendiät oder die "Stinkstroh" genannte Zigarettenmarke Dukat ... Systematik: °e-hör Umfang: 2 CD (120 Min.) Standort: °e-hör Kami / Hörspiele ISBN: 978-3-8371-0027-3
Inhalt: 'Wir waren wie Kinder, geradezu unverschämt jung. Einfaltspinsel waren wir, Partisanen.' Dies ist die Geschichte eines jungen Mannes, der voller Heldenmut die Schule verlässt und kurz darauf dem Tod in die Arme läuft. Der im Mut die Sinnlosigkeit erkennen muss, die historische Schuld bei allem Recht, die Naivität im Heroismus. Fünf Jahrzehnte konnte der große israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk nicht über seine Erlebnisse im Unabhängigkeitskrieg von 1948 schreiben. Jetzt erzählt er in unwiderstehlich schönen Bildern und schockierenden Momentaufnahmen von dem Kampf, der zur Entstehung des Staates Israel führte. Mit historischer Karte, Zeittafel, Glossar und einem Porträt des Autors im Anhang. 'Kaniuk hat sich nie gescheut, bis an die Grenze des Sagbaren zu gehen, und manchmal darüber hinaus.' FAZ. Umfang: 208 S. ISBN: 978-3-8412-0558-2
Inhalt: Ein junges Paar soll mit Hilfe gefälschter Taufdokumente aus dem belagerten Sarajevo herausgebracht werden. Die Aktion scheitert. Die beteiligten Retter werden von Schuldgefühlen gequält. Serafina, die Mutter, kann den Verlust ihrer Tochter und die Zerstörung einer Liebe nicht ertragen und beschließt zu sterben. Knapp zwanzig Minuten liegen zwischen Anfang und Ende des Romans, doch die wie in einer Zeitspirale erzählte Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1942, als Serafina, die sich Sara nannte, ihrer jüdischen Freundin nach Auschwitz folgen wollte. D?evad Karahasan, der neben Ivo Andri? bedeutendste poetische Chronist Bosniens, hat Zauber und Tragik seiner Heimatstadt nie unerbittlicher dokumentiert als in diesem Buch. Umfang: 191 S. ISBN: 978-3-518-73774-3
Inhalt: Nach jahrelanger Recherche entschlüsselt der Historiker eines der größten Rätsel des Dritten Reiches. Neben Belegen für die Kernwaffenversuche fand er auch einen Entwurf für ein Plutoniumbombenpatent aus dem Jahr 1941 und entdeckte nahe Berlins den ersten funktionierenden Atomreaktor. Systematik: Emp 616 Umfang: 415 S. : Ill. Standort: Emp 616 Karl ISBN: 978-3-421-05809-6
Inhalt: Um ein Missverständnis gleich aufzuklären: Der Roman heißt Tyll, und seinen Umschlag ziert eine Gauklermaske, aber Daniel Kehlmann hat keinen Roman über Till Eulenspiegel geschrieben. Er hat vielmehr einen Roman über den Dreißigjährigen Krieg geschrieben, in dem befremdlicherweise die mittelalterliche Schelmenfigur des Tyll Ulenspiegel auftaucht. Nach Kriterien der historischen Richtigkeit hat sie dort nichts zu suchen, aber nach Kriterien der poetischen, vielleicht sogar psychologischen Richtigkeit könnte man das auch anders oder gerade umgekehrt sehen. Eulenspiegel oder Ulenspiegel mag nicht ins 17. Jahrhundert gehören, aber er wird von den Menschen des 17. Jahrhunderts, jedenfalls von den Romanmenschen in Kehlmanns 17. Jahrhundert, wie selbstverständlich als Zeitgenosse ersehnt und erwartet. Kaum hat sich eine dünne, überlange Gestalt im Narrenkostüm nur schemenhaft in der Ferne gezeigt, schreien alle auf den Markt- und Dorfplätzen: Der Tyll ist da, der Tyll Ulenspiegel kommt! Vielleicht denkt es sich Kehlmann so: Im Lauf der hundert Jahre zuvor, in denen die Eulenspiegel-Geschichten schon gedruckt in Umlauf waren, muss die Figur des rebellischen Gauklers, des keineswegs durchweg lauteren, sondern auch bösen und zynischen Streichemachers, zu einem Typus der Volkslegende geworden sein, die jederzeit wieder ins Leben treten kann, wenn nur irgendeiner begabt und abgefeimt genug dafür ist - und die Welt hinreichend schlecht und elend, dass es sich für einen Spötter lohnt, mit ihren Widersprüchen und frommen Lügen zu spielen. Und das ist zweifellos der Fall im großen europäischen Glaubenskrieg, in dem es um den Glauben zuallerletzt oder nur als Vorwand geht. Das gilt nicht nur für die europäischen Mächte - man denke an das Bündnis des katholischen Frankreichs mit den protestantischen deutschen Kurfürsten -, es gilt bis in die moralischen Kapillaren des Einzelmenschen hinein, allen voran für die katholische Geistlichkeit, die mit Hexenjägerei Karriere machen will. Das ekelhafteste Beispiel der unter Folter erpressten Geständnisse, der unter Ausnutzung dörflichen Aberglaubens verführten Zeugen entfaltet sich gleich im zweiten Kapitel des Romans. Opfer der Jesuiten wird ein autodidaktisch gelehrter Müller, der mit Zaubersprüchen und Naturstudien experimentiert: In seiner Arglosigkeit ist ihm beides gleichermaßen Schlüssel zum Weltwissen, zwischen Wissenschaft und Magie kennt er keinen Unterschied - was im Übrigen auch für die Jesuiten gilt, die mit theologischen Argumenten wie mit Zaubersprüchen hantieren. Der Müller besitzt aber verbotene Bücher, und es ist den Anklägern einerlei, dass er sie, weil lateinisch abgefasst, gar nicht lesen konnte. Nach der Hinrichtung des Müllers flieht sein Sohn und wird, als Lehrling fahrenden Volks, allmählich zu Ulenspiegel, dem Spötter und Entlarver. So weit das, was man die Rahmenhandlung nennen könnte. Genauer besehen, sind Ulenspiegels Schicksal und Erlebnisse eher der bunte Faden, der immer wieder mal in der Handlung aufscheint, die sich allmählich von den Drangsalen der kleinen Leute zu den keineswegs weniger bitteren Bedrängnissen der Mächtigen und fürstlichen Verlierer des Krieges fortentwickelt. Der Roman beginnt gewissermaßen bei den Verheerungen, die der Krieg im Alltag und in den Köpfen anrichtet, und endet bei denen, die seine verhängnisvolle Maschinerie in Gang gesetzt haben - bei dem böhmischen "Winterkönig" und seiner englischen Gemahlin, dem Pfalzgrafen Friedrich V. und der schönen Elizabeth Stuart. Das ist nicht gegen die Chronologie erzählt, aber gegen die Kausalität; es geht in der Zeit voran, aber von Ursache zu Ursache in der Wirkungskette zurück. Mit solchen Konstruktionen prunkt das Buch, als wollte es neben den Brutalitäten der Zeit auch deren Spitzfindigkeit vorführen, das Künstliche und Gesuchte, die Freude an verrätselten Strukturen. Wie Tyll Ulenspiegel mit Bällen jongliert, jongliert Kehlmann mit den Motiven und Bewusstseinslagen des Jahrhunderts, auch er versucht, alles in der Luft und in der Schwebe zu halten, ob Glaube oder Aberglaube, Magie oder berechnende Vernunft, und keineswegs ist ausgemacht, dass der Zauberspruch, der das eine Mal versagt, nicht das nächste Mal seine Wirkung entfaltet. Vielleicht waren ja auch nur die Buchstaben vertauscht. Der Leser kann sich den Spaß machen, das magische Quadrat, das die Müllersleute in ihrer Not verwenden, mit dem Quadrat zu vergleichen, das der legendäre (und hier unvergleichlich scheußliche) Universalgelehrte Athanasius Kircher zu seiner Rettung gebraucht. Die Spielereien dienen dem Zeitkolorit, aber ganz offenkundig versucht sich Kehlmann auch an Techniken, ein gebildetes Publikum mit Rätselaufgaben zu amüsieren, wie es Umberto Eco in seinen historischen Erfolgsthrillern getan hat. Es ist überhaupt viel Umberto Eco in dem Roman, das heißt viel Postmoderne, viel Vergnügen am Mischen von Fiktion und geschichtlicher Realität, an erfundenen Figuren, die historisch Beglaubigtes erleben, und historischen Figuren, die frei Erfundenes tun. Es ist, auf dieser Ebene, ein großer Spaß, auch ein beachtlich frivoles Hantieren mit den Kuriosa aus der kulturgeschichtlichen Grabbelkiste. Namentlich aus Kirchers Werk lässt sich natürlich beliebig Verqueres oder Perfides finden. Manchmal vermeint man Kehlmann wie ein vergnügtes Rumpelstilzchen kichern zu hören über eine neu gelegte Rätselspur. Auf einer anderen Ebene, mehr an der Oberfläche von Handlung und Sprache, ist es allerdings ein ernstes und tieftrauriges Buch. Kehlmann erzählt schreckliche Geschichten aus einer schrecklichen Zeit und tut dies in einer schmucklosen, entschlackten, nur gelegentlich leicht altertümelnden Sprache. Ein Menschenleben wiegt nichts; aber schlimmer noch als Gewalt und Blut und Hunger und Seuchen sind die Verheerungen, die der Außendruck des Krieges im Innern des Einzelnen anrichtet. Hier kommt der Autor verblüffend nahe den zeitgenössischen Diagnosen der deutschen Barockdichter, die vor allem von seelischer Not, Gefühlen überwältigender Ohnmacht und Ausgeliefertheit berichten. Das sind weniger Grimmelshausen (obwohl natürlich keine Darstellung der Zeit ohne ihn auskommt) als die großen Lyriker - Gryphius und der von Kehlmann fraglos bewunderte Fleming. Vor allem aber kommt Kehlmann in seinem Furor der Vergegenwärtigung einer vergangenen Schreckenszeit nahe an einen anderen großen, vielleicht den größten deutschen Roman über den Dreißigjährigen Krieg - Alfred Döblins Wallenstein. Auch Döblin mischte, noch ganz ohne postmoderne Theorie, im Geist der Zeit Erfundenes und Tatsächliches, entlegene Quellen und berühmte Begebenheiten, kleine Leute und Staatsfiguren, den Vorschein der Moderne mit dem Dunkel des Aberglaubens, um den, wie schon Schillers Wallenstein zeigte, niemand herumkommt. Aber Döblin setzte nicht auf den Kontrast von äußerlich beruhigter Sprache und krassem Geschehen, er stürzte die Sprache selbst in einen expressiven Strudel von Wirrsal, Schrecken, Taumeln und Flehen. Es gibt bei Döblin keinen Halt in Humor und entspannt heutigem Darüberstehen - gelehrter Lehnsesselhaftigkeit wie in Kehlmanns Athanasius-Kircher-Parodie. Oder besser gesagt: Es gibt Humor, aber er gibt keinen Halt. Der Grund ist einfach: Döblin schrieb nicht aus der emotionalen Ferne einer beruhigten Gegenwart, sondern unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs. Nun ist Döblins Wallenstein weitgehend vergessen und lebt höchstens noch in der Bewunderung und dem Nachahmungseifer fort, die er bei späteren Schriftstellern auslöste (Günter Grass, Wolfgang Koeppen). Aber wenn es anders wäre, wenn Döblins Ton noch in aller Leser Ohren wäre, müsste nach Rang und Berechtigung von Daniel Kehlmanns Reprise gefragt werden. Sein Tyll wäre dann nur mehr eine Empfehlung für diejenigen, die sich dem Grauen einer grauenhaften Zeit nicht völlig aussetzen wollen, sondern es ein bisserl leichter nehmen wollen und ab und zu während der Lektüre auch die Illusion genießen möchten, dass wir es heute so viel aufgeklärter und ziviler haben. Dieser Artikel stammt aus der ZEIT Nr. 41/2017 Systematik: $L Umfang: 473 Seiten Standort: $L Kehl / Historisches ISBN: 978-3-498-03567-9
Inhalt: Eine Collage aus Texten von bekannten Personen der Zeitgeschichte sowie namenloser Zeitzeugen, die die persönlichen und politischen Ereignisse der hochdramatischen letzten Tage des 2. Weltkrieges widerspiegeln. Jüngst zu "Spiegel-Bestseller"-Ehren gelangter Abschlussband von Walter Kempowskis umfangreicher Collage aus Texten bekannter Personen der Zeitgeschichte (Bilder zeigen lebende und tote Nazigrößen), Erinnerungen "namenloser" Zeitzeugen, Berichten und Protokollen. Der Autor behielt sein Konzept bei. Die Abschnitte über den 20., 25. und 30. April sowie den 8./9. Mai 1945 sind kommentarlos aneinander gefügt. Lange bevor 1993 das erste "Echolot" erschien, notierte Walter Kempowski in seinem Tagebuch: "Zentrum des Werks muss das Jahr 1945 sein, der Schlund des Trichters, auf den alles zudringt." Zum 60. Jahrestag der deutschen Kapitulation findet das unvergleichliche Unternehmen mit dem Band "Abgesang '45" nun seinen Abschluss. 1993 erschien der erste Teil des Echolots - dieser gewaltigen Collage aus Briefen, Tagebüchern, Bildern und Aufzeichnungen, die eine minutiöse Rekonstruktion von Alltagsgeschehen und historischen Ereignissen darstellt. Während die ersten vier Bände den Zeitraum von Januar und Februar 1943 umfassten, führte Walter Kempowski das kollektive Tagebuch in Teil II ("Fuga furiosa", 1999 erschienen) in vier Bänden für die Zeit von Januar und Februar 1945 weiter. Echolot III ("Barbarossa 41", 2002 erschienen) umfasste in einem Band die Zeit von Juni bis Dezember 1941. Mit dem jetzt erscheinenden Band "Abgesang '45" setzt Kempowski den Schlussstein zu diesem unvergleichlichen, sich insgesamt auf 10 Bände erstreckenden Unternehmen. In "Abgesang '45" lässt der Autor die hochdramatischen letzten Tage Hitlerdeutschlands wie in einem Film lebendig werden. Der Leser wird dadurch zum Augenzeugen privater und politischer Ereignisse - er erlebt das unermessliche Leid, das die Nazis über die Menschen brachten, und gleichzeitig Hitlers letzten Geburtstag am 20. April 1945, der sich im Berliner Führerbunker in gespenstischer Atmosphäre abspielt. Walter Kempowskis Collage ist Totentanz und Apokalypse zugleich. In ihr kommen Opfer und Täter, Prominente und Namenlose zu Wort; sie ist ein erschütterndes Zeugnis des Untergangs und spricht von politischer Verblendung, von fanatischer Unbelehrbarkeit, von Verzweiflung und Todesangst, von Hoffnungen und Illusionen, die mit dem Ende eines barbarischen Regimes verknüpft waren. » Dieses Buch ersetzt ganze Bibliotheken zum Thema Kriegsende.« Frank Schirrmacher Walter Kempowski, 1929 in Rostock geboren, wurde 1948 von einem sowjetischen Militärtribunal wegen angeblicher Wirtschaftsspionage zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er acht Jahre in Bautzen verbüßte. Nach seiner Entlassung zog er in den Westen und arbeitete jahrelang als Dorfschullehrer, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit seiner mehrbändigen Deutschen Chronik, zu der Romane wie "Tadellöser & Wolff" (1971), "Aus großer Zeit" (1978) und "Herzlich Willkommen" (1984) gehören, wurde Kempowski zum Bestsellerautor und Chronisten des deutschen Bürgertums. Seine monumentale mehrbändige Echolot-Collage (1993, 1999, 2002) etablierte ihn als einen der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Schriftsteller. Walter Kempowski lebt und arbeitet in Nartum. Systematik: Emp 616 Umfang: 491 S. : Ill. Standort: Emp 616 Kemp / Druckfrisch ISBN: 978-3-8135-0249-7
Inhalt: Am 7. Oktober 2023 wachte der israelische Soziologe Natan Sznaider in einer anderen Welt auf. Entsetzt und verzweifelt waren unzureichende Worte, um das Massaker der Hamas zu fassen. Aus der Ferne erkannte der Kölner Schriftsteller Navid Kermani den Schrecken wieder, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits über so viele Völker im Nahen Osten gekommen war. Die beiden Freunde erinnerten sich eines leidenschaftlichen Mailwechsels, den sie 2002 nach ihrer ersten Begegnung in Haifa geführt hatten. Dasselbe gespenstische Gefühl beschlich sie, weil sich alle Befürchtungen bewahrheitet hatten. 21 Jahre später hilft ihre Korrespondenz die Gegenwart im Nahen Osten zu verstehen. Umfang: 50 S. ISBN: 978-3-446-28241-4
Inhalt: 1954, der Zweite Weltkrieg ist längst vorbei - trotzdem geben die alten Feinde nicht auf. Bernie Gunther hat es nach Kuba verschlagen. Doch mit seiner unnachahmlichen Berliner Sturheit hat er es geschafft, auch hier zwischen alle Fronten zu geraten. Bei einem Fluchtversuch wird er von der CIA festgesetzt und nach Guantánamo verschleppt: Er soll für die Amerikaner Stasi-Funktionär Erich Mielke fassen, sonst droht ihm die Exekution. Gleichzeitig verlangen die Franzosen seine Auslieferung. Sie wollen, dass er für sie einen Kriegsverbrecher identifiziert, den er als Kriegsgefangener in Russland kennengelernt haben soll. - Tief verstrickt im Geflecht nationaler Interessen, droht Gunther von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden. Systematik: $L-Krimi-Tb Umfang: 541 S. Standort: $L-Krimi-Tb Kerr / Krimi - Thriller - Spionage ISBN: 978-3-499-25702-5
Heimatbeilage zum Amtl. Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken Franzoseneinfall und "Franzosenzeit" in Franken 1796-1815 (Band 236) ein Überblick unter Berücksichtigung des Hochstifts Bamberg Mühl, Bayreuth (1996)
Standort: Dz Kest
Inhalt: Als hoher Offizier der algerischen Armee veröffentlichte Mohammed Moulessehoul seine ersten Romane wegen der strengen Zensurbestimmungen unter weiblichem Pseudonym: Hommage an die Courage der algerischen Frauen in finsterer Zeit. Erst nachdem er im Jahr 2000 mit seiner Familie nach Frankreich geht, kann er das Geheimnis um seine Identität lüften. Yasmina Khadra zählt heute zu den wichtigsten literarischen Stimmen der arabischen Welt und ist einer der erfolgreichsten Autoren Europas.Der Schreiber von Koléa ist sein persönlichstes Buch, sein bestes, sagen viele. In ausdrucksstarker, bildhafter Prosa, mit Tempo und analytischer Schärfe schlägt er sich mit seiner Feder einen Weg durch den algerischen Dschungel und erzählt von einer Jugend in Nordafrika. Der junge Mohammed will Schriftsteller werden. Sein Vater zwingt ihn zu einer Karriere beim Militär. Mohammed flüchtet in die Welt der Literatur. Heimlich beginnt er zu schreiben. Eine folgenschwere Entscheidung, denn die Bürgerkriegsarmee duldet keine Schriftsteller! - Diese leidenschaftliche Stimme geht zu Herzen.Übersetzung: Regina Keil-Sagawe- Umfang: 285 S. ISBN: 978-87-11-44855-7
Programm Findus Internet-OPAC findus.pl V20.235/8 auf Server windhund2.findus-internet-opac.de,
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