Inhalt: Jurek Beckers Erstlingsroman, in den persönliche Erfahrungen einflossen, gehört zu den gelungenen Versuchen, das Grauen der Judenvernichtung während des Zweiten Weltkriegs literarisch zu verarbeiten. Becker selbst wuchs im Warschauer Ghetto sowie in den Konzentrationslagern von Ravensbrück und Sachsenhausen auf. Von 1960 bis 1977 lebte Becker, der erst nach 1945 Deutsch lernte, in Ostberlin, wo auch der Roman entstand. Inhalt: Der Ich-Erzähler, Überlebender eines polnischen Ghettos, schildert die Geschichte des Ghettobewohners Jakob Heym, der durch Zufall im deutschen Polizeirevier aus dem Radio Satzfetzen einer Meldung vernimmt, die fortan das Leben im Ghetto verändern sollte: »In einer erbitterten Abwehrschlacht gelang es unseren heldenhaft kämpfenden Truppen, den bolschewistischen Angriff 20 km vor Bezanika zum Stehen zu bringen.« Jakob kennt diesen Ort nur vom Hörensagen, doch weiß er, dass Bezanika nicht sehr weit vom Ghetto entfernt liegt. Gleichzeitig wird ihm bewusst, dass diese Nachricht den Ghettobewohnern einen konkreten Anlass zum Durchhalten und Weiterleben geben würde, denn mit dem sowjetischen Vormarsch näherte sich auch die Befreiung. Um die Glaubwürdigkeit seiner Informationen zu erhöhen, behauptet Jakob, selbst über ein Radio zu verfügen, dessen Besitz streng verboten ist. Durch die Notlüge gerät er unversehens in die Zwangslage, ständig neue Nachrichten erfinden zu müssen; sein Lügengewebe führt zu tragikomischen Situationen und das technische Medium wird zum Symbol von Verheißung und Gefahr. Einerseits schöpfen die Ghettobewohner wieder Hoffnung; sie schmieden Pläne, die Selbstmordrate ist rückläufig. Andererseits befürchten einige seiner Leidensgenossen, dass die Entdeckung des Radios durch die deutschen Besatzer letztlich alle gefährden könne. Jakob tritt seinen Kritikern entgegen, indem er die Wahrheit enthüllt, doch sein Eingeständnis wird nicht erkannt. Als die Lügen seine Kräfte zu übersteigen beginnen, vertraut er sich seinem Freund Kowalski an, der mit dem Geständnis scheinbar gleichgültig umgeht, in der Nacht aber Selbstmord begeht. Jakob begreift, dass er seine Leidensgenossen weiterhin mit Informationen über die bevorstehende Befreiung versorgen muss, doch schon am darauf folgenden Tag werden die Ghettobewohner ins Konzentrationslager abtransportiert. Der Roman bietet dem Leser zwei Schlüsse an: Das »blasswangige und verdrießliche, das wirkliche und einfallslose Ende« schildert den Abtransport aller Ghettobewohner. Doch gegen diesen Schluss erfindet sich der Erzähler ein hoffnungsvolles Ende aus eigener Fantasie: Zwar stirbt Jakob, der Lügner, bei seinem Fluchtversuch, aber das Ghetto wird von den russischen Truppen befreit. Wirkung: Die außergewöhnliche Leistung des Romans liegt in seiner unpathetischen Darstellungsweise. Becker erzählt mit distanzierter Ironie vom Alltag der Ghettobewohner und verdeutlicht umso mehr Schrecken und Irrwitz der Situation im von Deutschen besetzten Polen. Der Roman wurde 1974 in der DDR verfilmt (Regie: Frank Beyer; Titelrolle: Vlastimil Brodsky); 1999 folgte eine weitere Verfilmung mit Robin Williams in der Hauptrolle (USA, Regie: Peter Kassovitz). J. R. Systematik: $L-G Umfang: 326 S. Standort: $L Beck
Inhalt: In dem Erinnerungsroman wird von der Deportation eines rumäniendeutschen Burschen 1945 in ein sowjetisches Arbeitslager und von Hungerqualen, Terror und Schufterei erzählt und den schlimmen Folgen für sein ganzes Leben. Nach Gesprächen mit Rumäniendeutschen, allen voran Lyriker O. Pastior, 1927-2006, die 1945 in sowjetische Zwangsarbeitslager deportiert worden waren, entstand die bewegende Geschichte um den 17-jährigen Leo und ein Dutzend Dorfbewohner aus Siebenbürgen - aufgeschrieben nicht im Solschenizyn-Stil, sondern als berührender Monolog voller surrealer Traum- und Poesiesequenzen mit altersphilosophischen Weisheiten eines nach jahrelanger Haft Freigekommenen. Er bleibt bis ins hohe Alter vom entsetzlichen Leiden im Gulag geprägt - von Hunger, Schufterei, Kälte, Gewalt, von Krankheiten und Sterben, Misstrauen und Hass, von Heimweh und opportunem "Buckeln". Und fühlt sich jetzt unter den "Heimatsatten" fremd und gemieden, wegen der traumatischen Erinnerungen und auch seiner Homosexualität. "Wir waren alle anders als wir sind." Ein fast unfassbar großer Roman. Weltliteratur.
Deutscher Buchpreis 2009 - Nominierung Systematik: $L-G Umfang: 299 S. Standort: $L Muel ISBN: 978-3-446-23391-1
Inhalt: Roman über das Leben und Sterben im Warschauer Getto und den 28 Tage lang dauernden jüdischen Aufstand gegen die nationalsozialistischen Unterdrücker. Aus der Sicht der 16-jährigen Jüdin Mira erzählt, die sich dem Widerstand anschließt. Ab 14 Jahren. Systematik: 5 J Umfang: 413 S. Standort: J Safi ISBN: 978-3-499-21174-4
"Denk nicht, wir bleiben hier!" die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllenreiner Hanser, München (2005)
Standort: Geschichte Nationalsozialismus / Kindersachbücher
Inhalt: 1943 kommt der 9-jährige Sinto Hugo Höllenreiner mit seiner Familie ins "Zigeunerlager" Auschwitz-Birkenau. Erst nach über 50 Jahren kann er darüber sprechen, was er bis 1945 erlebte. Systematik: 6 Geschichte - Nationalsozialismus Umfang: 301 S. : Ill. Standort: Geschichte Nationalsozialismus / Kindersachbücher ISBN: 978-3-446-20648-9
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