Inhalt: Als der 19jährige Murat Kurnaz, in Bremen geboren und aufgewachsen, Anfang Oktober 2001 nach Pakistan reist, um eine Koranschule zu besuchen, ahnt er nicht, welches Martyrium ihn erwartet - und dass er seine Familie viereinhalb Jahre nicht wiedersehen wird. Bei einer Sicherheitskontrolle wird er wenige Wochen nach seiner Ankunft festgenommen und von der pakistanischen Polizei gegen 3000 Dollar Kopfgeld an die US-Streitkräfte verkauft. Er wird ins afghanische Kandahar gebracht, dort gefoltert, und kurz darauf ins Häftlingslager Guantanamo geflogen. Bald finden die Amerikaner heraus, dass der junge Türke aus Bremen unschuldig ist - dennoch muss Murat Kurnaz mehr als 1600 Tage die Hölle von Guantanamo ertragen: Verhöre, Folter, Isolationshaft, Käfighaltung, viereinhalb Jahre fast ohne Schlaf. Systematik: Ekn 61 Umfang: 285 Seiten Standort: Ekn 61 Kurn ISBN: 978-3-87134-589-0
Inhalt: Slahis Gefangenschaft dokumentiert fast ein ganzes Jahrzehnt des Kampfes gegen den weltweiten Terrorismus. Donald Rumsfeld - mit der Akte »Slahi« vertraut - autorisierte die Behörden, den mutmaßlichen Al-Qaida-Verschwörer intensiven Verhören zu unterziehen - und nahm dabei auch Folterungen in Kauf. Im Jahr 2005 begann Slahi seine Geschichte zu erzählen. Emotional und zugleich um Fairness bemüht, berichtet er von seinen Entführungen durch die Geheimdienste, den Folterungen und den Begegnungen mit seinen Peinigern, aber auch mit Menschen, die sich ihm zuwandten. Der erste Bericht eines Guantanamo-Gefangenen, dessen offizielle Freigabe durch jahrelange juristische Anstrengungen erzwungen wurde. Systematik: Epl 14 Umfang: 459 S. Standort: Epl 14 Slahi ISBN: 978-3-608-50330-2
Inhalt: Er ist der chronisch Neugierige und der Interviewer schlechthin. Letztes Jahr fuhr Roger Willemsen nach Afghanistan - nur wenige Monate, nach dem hier eine 25-jährige Kriegsgeschichte zu Ende ging. Es wurde ein Trip von Kabul bis in das kriegserschütterte Kundus. "Wenn man über den 3.500 Meter hohen Salang-Pass fährt, der ehemals am stärksten von der Nordallianz und der Taliban umkämpft war, dann kann man nicht eben mal zum Pinkeln an den Straßenrand gehen, weil der nicht minengeräumt ist", sagt Willemsen. "Und wenn man durch die Prärie wandert, ist man gut beraten, auf dem Kot der Kamelle zu laufen, weil man sicher sein kann, dass dort nichts detoniert ist." Willemsen besuchte Kinder in neu geschaffenen Schulen, waffenverseuchte Dörfer bei Tadschikistan, aber auch: Fußballerinnen, Hochzeitsfeiern und Kinovorstellungen. Immer dabei: der Notizblock, denn die Sache, die ihm am Herzen liegt, sollte ein Buch werden. Jetzt ist es fertig, ein Reisetagebuch in der Tradition Bruce Chatwins. Viel Anekdotisches, aber auch Eindringliches. So versuchte Willemsen in einer verdeckten Wohnanlage einen prominenten ehemaligen Guantánamo-Gefangenen zu treffen: "Ich musste mehrmals den Wagen wechseln. Dann wurde ich gebeten in ein abgelegenes Gebäude zu gehen - in den achten Stock, um dort zu warten. Nur um dann wieder das Gebäude wechseln zu müssen und noch mal vertröstet zu werden auf den nächsten Tag. Schließlich stand ich dann in einer konspirativen Wohnung und mir gegenüber ein Taliban, der einen Kontakt zum Gefangenensprecher hergestellt hat. Zwei Tagen später habe ich ihn dann getroffen. Dieser Mensch war innerlich total erloschen. Er hatte keinen Händedruck." Es war Abdusalam Saif, Taliban-Botschafter in Pakistan. Er führte Willemsen zu vier ehemaligen Häftlingen und zu einer weiteren Buchpublikation, in der Inhaftierte über die Behandlung durch Amerikaner berichten. "Die Gefangenen wurden auf einem Stuhl gefesselt. Dann wurde die Klimaanlage sehr kalt eingestellt und die Musik ganz laut aufgedreht. Sie mussten oft bis zu zehn Stunden dort bleiben. Manchmal kamen Frauen rein und haben sie sexuell belästigt." Eins zu eins schenkt Willemsen seinen Interviewpartnern Gauben. Woher weiß er, dass sie die Wahrheit sagen? "Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind von den Amerikanern für unschuldig erklärt worden. Sie haben kein Motiv, um zu lügen. Außerdem gibt es bei den fünf Gesprächen sehr viele Übereinstimmungen. Es gab aber auch Fälle, dass Gefangene gesagt haben, dass sie nicht physisch gefoltert wurden. Allerdings waren die auch in einem anderen Camp. Zum Beispiel in dem Camp, das die Amerikaner zynisch éFatening Camp' nennen. Das ist ein Camp, in dem die Gefangenen wieder dick gefüttert werden, damit sie bei der Entlassung gesund aussehen." Für die ohne jeden Prozess drei Jahre weg gesperrten, so genannten "illegalen Kombattanten", war die Entlassung beileibe nicht die Erlösung. Willemsen gibt ein Beispiel: "Da wird etwa ein Häftling aus Russland entlassen. Man entschuldigt sich kurz bei ihm. Dann setzt man ihn ins Flugzeug, fesselt ihn - wohlgemerkt: einen Unschuldigen, bei den man sich gerade entschuldigt hatte - an Händen und Füßen und fliegt ihn 40 Stunden lang um die ganze Welt. Dann kommt er schließlich nach Russland und hat immer noch die Handschellen an. Die Russen fordern die Amerikaner auf: éLöst die Handschellen!' Daraufhin entgegnen die Amerikaner: éNein, ihr müsst erst eure anlegen!' - éNein, wir legen die noch nicht an. Ihr müsst erst euere lösen.' Da streiten sich zwei Supermächte an der Grenze darüber, ob sie einen mehrere Jahre lang unschuldig in Haft Gehaltenen erst fesseln oder doppelt fesseln oder doch gleich befreien. Und alle militärisch Verantwortlichen stehen tatenlos daneben." Den Aussagen der Gefangenen muss man glauben. Das sagt einem das Gefühl. Weniger glauben, dass sagt einem auch das Gefühl, sollte man diesen Filmaufnahmen aus Guantánamo: Zustände wie in einem Sanatorium, fürsorgliche Wärter, Moslems die fünfmal am Tag beten und den Koran studieren dürfen. Dieser Koran wurde, wie man hört, von Wärtern mehrmals geschändet. "Ich verstehe die Diskussionen um Karikaturen, die wir jetzt führen, ziemlich gut. Ich habe gehört, dass 28 Häftlinge einen Selbstmordversuch gemacht haben an dem Tag, an dem man den Koran ins Klo warf. Häftlinge haben sogar darum gebeten, dass ihnen der Koran weggenommen wird, nur damit sie keinen Schändungen mehr erleben mussten. Das sind Geschichten, die weit über das hinausgehen, was ich erwartet hätte." Natürlich ist Willemsen nicht der Erste, der den in Guantánamo Inhaftierten die Sprache wiedergibt, wie er gerne behauptet, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Systematik: Ekn 61 Umfang: 236 S. Standort: Ekn 61 Will ISBN: 978-3-86150-757-4
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