Inhalt: Der in weiten Teilen autobiografische Entwicklungsroman Der Menschen Hörigkeit zählt zu den besten Werken von W. Somerset Maugham und zu den wichtigsten Entwicklungsromanen der englischen Literatur. Dem Roman kommt eine Schlüsselrolle im Werk des Autors zu, da er zum Verständnis seiner Künstlerpersönlichkeit und Lebensphilosophie beiträgt. Entstehung: Der Roman basiert auf einem Entwurf, den Maugham 23-jährig unter dem Titel The Artistic Temperament of Stephen Carey in Sevilla niederschrieb. Die endgültige Fassung ist laut eigener Aussage des Dichters von Der Weg allen Fleisches (1903) von Samuel R Butler d. J. beeinflusst und lässt Beziehungen zu Werken von Arnold Bennett (1867-1931; Die Familie Clayhanger, 1910), Charles R Dickens (David Copperfield, 1849 / 50), James R Joyce (Ein Porträt des Künstlers als junger Mann, 1916, Vorabdruck 1914/15 in der Zeitschrift The Egoist) sowie D. H. R Lawrence (Söhne und Liebhaber, 1913) erkennen. Inhalt: In traditioneller Erzählweise und chronologisch wird die Entwicklung und der schmerzhafte Bewusstwerdungsprozess von Philip Carey geschildert, der seelisch unter seinem Klumpfuß leidet. Früh verliert Philip seine Eltern und muss die Engstirnigkeit seines puritanischen Onkels William ertragen, eines selbstgerechten Dorfpfarrers, bei dem er fortan lebt. Im Internat wird er wegen seines körperlichen Gebrechens gehänselt. Durch seine brillanten Leistungen gewinnt er in der Schule an Achtung, verlässt diese aber ein Jahr vor seinem Abschluss. Seine weiterer Lebensweg verläuft planlos: Philipp studiert ein Jahr lang in Heidelberg, beginnt in London eine kaufmännische Lehre, die er nicht abschließt, und scheitert bei seinen Versuchen, in Paris Malerei und in London Medizin zu studieren. Er gerät in den Bannkreis der Kellnerin Mildred Rogers, die ihn rücksichtslos ausnutzt und betrügt, aus deren Bannkreis er sich aber schließlich zu befreien vermag. Er verzichtet auf eine weitere Sinndeutung des Lebens sowie hochfahrende Zukunftsträume. In der Beziehung mit Sally, der Tochter des Journalisten Athelyn, der ihm in manchen Krisenzeiten eine Stütze war, findet er seinen Frieden und lässt sich schließlich als Landarzt nieder. Wirkung: Das mehrfach verfilmte Buch zählt zu den stärksten Leistungen des Autors und ist noch heute eines der beliebtesten Werke der englischen Literatur. Nirgendwo sonst hat Maugham seinen eigenen, leidvoll-labyrinthischen Lebensweg so eindringlich reflektiert wie in diesem Roman. V. R. Systematik: $L-G Umfang: 705 S. Standort: $L Maug ISBN: 978-3-257-05008-0
Inhalt: Der Betteljunge Tom sieht dem Prinzen Edward so ähnlich, daß sie eines Tages die Kleider tauschen. Jeder muß sich nun im eigentlich fremden Leben des anderen zurechtfinden. Systematik: $L-G Umfang: 245 S. Standort: $L Twain / Taschenbuchständer ISBN: 978-3-257-21507-6
Inhalt: Grundlos wird Josef K. an seinem 30. Geburtstag verhaftet und verhört. Die Umstände sind grotesk, niemand kennt das Gesetz, und das Gericht bleibt anonym. Die "Schuld", erfährt Josef K., hafte ihm an, ohne dass er dagegen etwas tun könne. Verbissen, aber erfolglos versucht er, sich gegen die zunehmende Absurdität und Verstrickung zu wehren, schlägt jede Warnung vor weiterer Gegenwehr in den Wind und wird schließlich ein Jahr später vor den Toren der Stadt exekutiert. Systematik: $L-G Umfang: 284 S. Standort: $L Kafka / Taschenbuchständer ISBN: 978-3-596-11413-9
Inhalt: Die Geschichte von der Liebe eines armen englischen Lehrers zu einer seiner Schülerinnen in einem Brüsseler Pensionat (m 1850). Bronte's frühester, 1857 posthum erschienener Roman.
Aus d. Engl. übers. Systematik: $L-G Umfang: 302 S. Standort: $L Bron ISBN: 978-3-927482-06-7
Inhalt: Ein paar unbedachte politische Zeilen, als Scherz gedacht, bringen einen überzeugten jungen Kommunisten um den Studienpatz. Die Erfahrungen in einem Strafbataillon in den Kohlengruben halten seinen Hass wach, und er wird selbst schuldig.
Aus d. Tschech. übers. Systematik: $L-G Umfang: 349 S. Standort: $L Kund ISBN: 978-3-87763-026-6
Inhalt: Ganz in der Nähe des mystischen Stechlinsees, der Erdbeben und "Große Dinge" anzeigt, lebt der gleichnamige Major a.D. Dubslav von Stechlin. In seinem Herrenhaus versammeln sich Vertreter aller Generationen und Stände zu ausladenden Gesprächen voller Witz und Brisanz. Systematik: $L-G Umfang: 436 Seiten Standort: $L Font
Inhalt: Der Streit um den Sergeanten Grischa, 1927 Der Pazifist und Zionist Arnold Zweig war einer der großen linksliberalen Autoren der späten Weimarer Republik. Der angesehene jüdische Schriftsteller wurde berühmt mit dem Antikriegs- und Justizroman Der Streit um den Sergeanten Grischa; in ihm zeichnet er das Gesamtbild einer unbarmherzigen Kriegsmaschinerie, in der Macht eindeutig vor Recht geht. Der Sohn eines Spediteurs studierte nach seiner Schulausbildung an verschiedenen Universitäten Germanistik, Anglistik, Romanistik, Philosophie, Kunstwissenschaft und Psychologie. Erste literarische Anerkennung erlangte er mit seinem Roman Die Novellen um Claudia (1912). Die Werke des Religionsphilosophen Martin R Buber machen ihn mit den Problemen des Ostjudentums bekannt. Mit Sigmund R Freud verband ihn ab 1929 eine enge Freundschaft. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg, unter anderem in Serbien und Frankreich (Verdun), lebte Zweig als freier Schriftsteller zunächst am Starnberger See, dann in Berlin. Mit dem Roman Der Streit um den Sergeanten Grischa fand er das literarische Thema, das ihn sein ganzes Leben nicht mehr loslassen sollte: die möglichst konkrete Darstellung des Ersten Weltkriegs, die ihren Niederschlag unter anderem in den Romanen Junge Frau von 1914 (1931) und Erziehung vor Verdun (1935) fand. 1933 emigrierte Zweig nach Palästina, wo er jedoch schriftstellerisch nie richtig Fuß fassen konnte. 1948 kehrte er mit seiner Frau Beatrice nach Berlin (Ost) zurück. Zweig wurde Abgeordneter der Volkskammer und 1950 erster Präsident der Deutschen Akademie der Künste in Berlin. Hier blieb der spätere Sozialist und Marxist, der in allen seinen Werken entschieden für eine humanistische Gesellschaftsordnung eintrat, bis zu seinem Tod. Biografie: J. Hermand, Arnold Zweig (rm 50381). Schlagworte:Belletristische Darstellung, Flucht, Geschichte 1917, Hinrichtung, Krieg, Rechtsstreit, Russischer Kriegsgefangener, Todesstrafe, Vertreibung Systematik: $L-G Umfang: 542 S. Standort: $L Zweig
Inhalt: Leipzig 1968. Aus politischer Haft entlassen, versucht ein junger Historiker weiterzuleben, als sei nichts gewesen: Bar, die alten Sprüche, Frauen. Für Spitzeldienste soll er in seinem Institut wieder arbeiten dürfen, andere Arbeit wird ihm verweiger
Lizenz d. Aufbau-Verl., Berlin (DDR) Systematik: $L-G Umfang: 216 S. Standort: $L Hein ISBN: 978-3-630-86695-6
Inhalt: Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der »süßen Krankheit Gestern« der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze - oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der »roten Aristokratie« im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk »Ostrom«, wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird. In epischer Sprache, in eingehend-liebevollen wie dramatischen Szenen entwirft Uwe Tellkamp ein monumentales Panorama der untergehenden DDR, in der Angehörige dreier Generationen teils gestaltend, teils ohnmächtig auf den Mahlstrom der Revolution von 1989 zutreiben, der den Turm mit sich reißen wird. Uwe Tellkamp, 1968 in Dresden geboren, studierte in Leipzig, New York und Dresden Medizin und arbeitete als Arzt an einer unfallchirurgischen Klinik. Für seine Lyrik bereits mehrfach ausgezeichnet, erhielt Uwe Tellkamp 2004 den Ingeborg-Bachmann-Preis.
Inhalt: Aufstieg und Triumph des international gefeierten Tänzers Rudolf Nurejew (1938-1991). Das Buch nähert sich einem berühmten Mann: dem Tänzer Rudolph Nurejew, Lichtgestalt des modernen Balletts, kaum sichtbar in all seinem Glanz. Die Lebensdaten sind bekannt, doch McCann interessieren sie nur am Rande. Er lässt den Menschen vor dem Hintergrund seiner Zeit erstehen: diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs. Kalter Krieg und Erstarrung auf der einen, rauschendes Kultur- und Partyleben auf der anderen Seite. Wie in einem Tanz nähert McCann sich Nurejew, entfernt sich wieder, um ihn erneut zu finden, zu berühren: bei heimlichen Momenten der Vertrautheit; bei der Rückkehr zu seinen Eltern nach jahrelangem Exil, im Größenwahn, in der Einsamkeit. McCann verweilt bei den privaten, den sprechenden Szenen und spart das Gleißen des Ruhms nicht aus. Es ist die Verwandlung einer Legende in eine greifbare Person durch die Mittel des Romans. »Es ist faszinierend, es ist spannend, es ist poetisch, es ist dicht und lebendig und bewegend. McCann ist ein Geschichtenerzähler, wie wir wirklich nur wenige haben.« Elke Heidenreich Schlagworte:Belletristische Darstellung, Nureev, Rudol'f G., Nurejew, Rudolf, Tänzer Systematik: $L-G Umfang: 473 S. Standort: $L McCan ISBN: 978-3-498-04476-3
Inhalt: Nach mehreren Büchern mit "kleiner Prosa" (zuletzt ID-B 18/18) legt der schon mit einer ganzen Reihe von Literaturpreisen bedachte Autor wieder einen Roman vor: ein respektvolles, kunstvoll ausgearbeitetes Porträt seines dement gewordenen Vaters. David Wagner beschreibt einzelne Stationen eines sich über viele Jahre erstreckenden Prozesses des Gedächtnisverlustes, der dem Vater erstaunlicherweise aber nicht seine individuelle Würde rauben kann. Das Buch setzt wenige Wochen nach dem Tod der zweiten Ehefrau des Vaters ein, ein Ereignis, das den Autor und seine Geschwister zwingt, sich stärker als bisher um den Vater zu kümmern - was die Familie nach Jahrzehnten der Entfremdung wieder näher zueinander bringt. Das Besondere dieses Demenz-Tagebuches ist der kühl registrierende Protokoll-Stil, der die Gefühle und die Lebensgeschichte des Sohnes weitgehend ausspart, und der versöhnliche Grundton im Blick auf die Lebensqualität, die dem Vater trotz allem noch bleibt. Als menschlich anrührender, literarisch überzeugender und in seiner Sicht eigenständiger Beitrag zur Demenz-Krankheit breit empfohlen.
Inhalt: Wenn man etwas falsch versteht, zeitigt das sehr oft seltsame Blüten. In diesem "kleinen Handbuch des Verhörens" sind Highlights dieser oft lange im Gedächtnis haftenden Irrtümer versammelt. Wie Axel Hacke ausführt, war der Anlass für dieses Büchlein ein Beitrag für seine Kolumne "Das Beste aus meinem Leben", in dem er sich über das Falschhören ausließ. Damit hat er eine Lawine losgetreten, denn ihn erreichten so viele Leserbriefe, dass er beschloss, aus dem Material ein "kleines Handbuch des Verhörens" zu machen. Das Ergebnis liegt hier vor, und es erschöpft sich nicht im Rekapitulieren bekannter Irrtümer wie die titelgebende, dem berühmten Mondgedicht von Matthias Claudius entsprungene Zeile, sondern Hacke präsentiert tatsächlich eine Sammlung von Highlights aus der "Verhörer-Szene". Doch er belässt es nicht bei einer bloßen Auflistung, sondern bettet diese Fundstücke in launige und sprachlich ausgefeilte Texte. Und nicht genug damit, Cartoon-Künstler Michael Sowa steuerte kongeniale Farbbilder bei. Meine Vorhersage: Noch bevor das kleine Buch im Regal landet, wird aus manchem Bibliotheks-Büro lautes Gelächter klingen, weil viele daran hängen bleiben - bis am Schluss heißt: "Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grinsen deine Blätter". Köstlich und sehr empfohlen. "Seit ich das erste Mal darüber schrieb, wie sehr Menschen Liedtexte falsch verstehen - wie etwa in eines Lesers Ohren Matthias Claudius' Zeile 'der weiße Nebel wunderbar' zu 'der weiße Neger Wumbaba' wurde und so eine unvergessliche, radikal poetische Traumgestalt entstand, deren Schöpfung Claudius selbst wohl nicht möglich war - erreichte mich eine solche Flut von Leserbriefen, gefüllt mit Beispielen für falsch verstandene Liedtexte, dass ich nun der Meinung bin: Im Grunde versteht kaum ein Mensch je einen Liedtext richtig, ja Liedtexte sind überhaupt nur dazu da, falsch verstanden zu werden. Aufgabe eines Liedtexters ist es, den Menschen Material zu liefern, damit ihre Phantasie wirken kann ..." Systematik: $L-G Umfang: 62 S. : Ill. Standort: $L Hacke ISBN: 978-3-88897-367-3
Inhalt: Im Mittelpunkt des historischen Reise- und Abenteuerromanes steht ein englischer Kolonialoffizier, der in Indien, Arabien und Ostafrika zum Grenzgänger zwischen den Kulturen und Religionen wird. Der bisher mit dem Roman "Die Welt ist groß" und eindrucksvollen Reisereportagen "Zu den heiligen Quellen des Islam" bekannt gewordene bulgarisch-deutsche Autor nützt seine Kenntnisse der hinduistischen und islamischen Kultur für einen historischen Abenteuerroman. Im Mittelpunkt stehen die Reisen des britischen Kolonialoffiziers Sir Richard Burton (1821-1890) ins indische Hinterland, zu den heiligen Städten des Islam in Arabien sowie zu den geheimnisumwobenen Quellen des Nils in Ostafrika. Burton ist ein Grenzgänger zwischen den Kulturen und Religionen, dem sich das ganz Andere und Besondere fremder Kulturen erschließt. Darin ebenso wie in der Fülle charakteristischer Episoden liegt die Stärke des Romans.
Inhalt: Der Zauberberg ist einerseits ein Zeitroman, der die geistige Lage der europäischen Vorkriegszeit vor dem Ersten Weltkrieg in Form vor allem von Diskussionen zwischen den Protagonisten des Romans und Reflexionen des Erzählers seziert; er besitzt zugleich Elemente eines klassischen Bildungsromans, der seinen jungen Helden Hans Castorp in Auseinandersetzung mit geistigen Gehalten einen eigenen tragfähigen humanistischen Standpunkt suchen lässt, und er behandelt gewissermaßen philosophisch das Wesen der Zeit, das im Roman in der im Gegensatz zur bürgerlicher Arbeitswelt und ihren Zeiteinteilungen stehenden unwirklichen und zeitlosen Atmosphäre der Bergwelt des Davoser Sanatoriums verhandelt wird. Entstehung: Die ursprünglich als Satyrspiel und parodistisches Gegenstück zum Tod in Venedig konzipierte Erzählung, die biografisch auf einen Aufenthalt Thomas Manns in Davos 1912 zurückgeht, wurde im Laufe der langen Entstehungszeit von rund zehn Jahren zwischen 1913 und 1924 zum umfassenden philosophischen Roman erweitert und erfuhr im Verlauf durch äußere Ereignisse wie dem Ersten Weltkrieg und begleitende Arbeiten des Autors wie dem Essay Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) mehrfach Veränderungen. Inhalt: Der 24-jährige Hamburger Patriziersohn Hans Castorp reist vor Antritt seiner Ingenieursausbildung zu Besuch seines lungenkranken Vetters in das Sanatorium Bergfried im schweizerischen Davos. Aus den geplanten drei Wochen Aufenthalt werden sieben Jahre. In der gewissermaßen zeitentrückten, atmosphärisch von Krankheit und Tod geprägten Berg- bzw. Sanatoriumswelt erweist sich der »einfache junge Mensch« als leicht empfänglich für die sinnlichen und geistigen Einflüsse und die von den einzelnen Romanpersonen vertretenen weltanschaulichen Positionen. Hierbei stehen die verführerische Russin Clawdia Chauchat, der »Zivilisationsliterat« Settembrini, der fanatische Jesuitenschüler Naphta sowie die später auftretende »große Persönlichkeit« des Mynheer Peeperkorn sich in wechselnden Konstellationen als aufeinander bezogene Antipoden gegenüber, die gewissermaßen um die Seele des Helden kämpfen. Während der Vetter Joachim nach seiner verfrühten Abreise zurückkehrt und an seiner Krankheit stirbt (»Als Soldat und brav«), findet Hans Castorps Aufenthalt und damit der Roman sein abruptes Ende in dem ausbrechenden Weltkrieg, in dem sich die Spur des Helden verliert. Aufbau: Der Roman ist in sieben Kapitel aufgeteilt, in Analogie zu den sieben Jahren, die Hans Castorp im Sanatorium verbringt, doch bleiben nur die ersten drei Kapitel zeitlich eng auf die ersten Tage und Wochen des Aufenthalts beschränkt, während die restlichen Kapitel in lockerem zeitlichem, episodenhaft erzähltem Verhältnis zur Handlungszeit stehen. Das Kapitel Walpurgisnacht, in dem die Liebesbegegnung zwischen Hans und Clawdia Chauchat stattfindet, steht etwa in der Mitte des Romans. Ihm folgt im Gegensatz zum rauschhaften Verführungsgeschehen eine als Aufwärtsentwicklung angedeutete geistig-menschliche Entwicklung Hans Castorps, die im folgenden Kapitel Schnee in einem zentralen Traumerlebnis Castorps ihren Orientierungspunkt besitzt. Dort findet sich, als Quintessenz der aus den Reflexionen und Unterhaltungen gewonnenen Erkenntnis, der einzige im Werk von Mann gesperrt gesetzte Satz: »Der Mensch soll um der Liebe und Güte willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.« Freilich ist diese humanistisch-positive Einsicht des Helden als ein Traum qualifiziert, der keine Konsequenzen nach sich zieht. Der Roman als Ganzes unterstreicht vielmehr die grundsätzliche Relativität sämtlicher geistiger Inhalte und Standpunkte gegenüber einer Faktizität des Willens zur Macht, die zeitgeschichtlich im Krieg zum Ausdruck kommt. Wirkung: Der Zauberberg gehört zu den am intensivsten rezipierten Romanwerken von Mann. Nach dem Erscheinen mischte sich große Bewunderung mit Kritik vor allem an der Intellektualität des Romans, der Philosophie, Theologie, Medizin, Psychoanalyse und anderes mehr ausgiebig verhandelt. Insgesamt wird der Roman als groß angelegtes geistiges Panorama der Vorkriegszeit und damit des Endes einer bürgerlichen Kultur verstanden. Für Mann bedeutet das Werk selbst vor allem eine klärende Auseinandersetzung über seinen ästhetischen Standpunkt im Verhältnis zur Politik und zum Ersten Weltkrieg. Ein großer Teil der Reflexionen und Überlegungen des Romans ist - bei nun veränderter Grundeinstellung - dem kurz zuvor verfassten politischen Essay Betrachtungen eines Unpolitischen entnommen. Der Zauberberg hat auch in späteren Jahren immer wieder das Interesse auf sich gezogen und wurde 1981 von Hans Werner Geissendörfer verfilmt. . Systematik: $L-G Umfang: 1001 Seiten Standort: $L Mann ISBN: 978-3-10-348128-0
Programm Findus Internet-OPAC findus.pl V20.235/8 auf Server windhund2.findus-internet-opac.de,
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