Inhalt: Der 1928 erschienene Roman Lady Chatterley gehört zu den unkonventionellsten und freizügigsten Büchern seiner Zeit. D. H. Lawrence widmet sich darin einem Thema, das wiederholt Gegenstand seiner Schriften wurde: Er beschreibt die menschliche Isolation in einer rationalisierten und entfremdeten Welt, in der die Verleugnung der Sexualität einen allgemeinen Vitalitätsverlust zur Folge hat. Inhalt: Schauplatz des Romans ist zunächst Wragby Hall, das Herrenhaus der Chatterleys, in dem die attraktive und vitale Constance (Conny) mit ihrem Mann Clifford Chatterley lebt. Im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, flüchtet sich der an den Rollstuhl gefesselte Clifford in eine ans Manische grenzende, literarische Produktivität. Wie Connie jedoch bald erkennt, verbirgt sich hinter dem stilistischen Blendwerk seiner Erzählungen nichts als eine erschreckende, gefühllose Leere. Während Clifford sich weiterhin blind um Anerkennung als Schriftsteller müht, leidet Connie zunehmend unter ihrer Beziehungslosigkeit. Während eines Spaziergangs erfährt Connie von Clifford, dass er bereit sei, ihr gelegentliche sexuelle Abenteuer zu gewähren und auch ein uneheliches Kind als sein eigenes zu akzeptieren, vorausgesetzt, der Vater sei ihrer würdig. Connie lernt den zehn Jahre älteren Waldhüter Oliver Mellors kennen und zwischen ihr und dem wortkargen, in einer einsamen Waldhütte lebenden Mann entwickelt sich eine sexuell und emotional innige Liebesbeziehung. In der leidenschaftlichen Körperlichkeit, die sie mit ihm teilt, findet Connie allmählich zu ihrer verloren geglaubten Lebenskraft zurück. Auch Mellors erfährt durch sie eine Wandlung. Als Sohn eines Bergarbeiters aufgewachsen, hatte er nach einer enttäuschenden Ehe eine militärische Karriere in Indien begonnen und den Offiziersrang erworben. Nach dem Tod eines ihm nahe stehenden Vorgesetzten und durch ein Lungenleiden geschwächt, war er in seine Heimat zurückgekehrt, um dort ein Leben in völliger Abgeschiedenheit zu führen. Erst durch Connies unbedingte Liebe zu ihm gelingt es Mellors, sich aus seiner Bitterkeit und selbst gewählten Isolation zu befreien. Als sie ein Kind von ihm erwartet, zeigt sie sich fest entschlossen, Clifford für ihn zu verlassen. Mutig stellt sie sich den gesellschaftlichen Anfeindungen und der verletzten Eitelkeit ihres Mannes. Connie begibt sich nach Schottland, um bis zu ihrer Scheidung von Clifford bei ihrer Schwester Hilda zu bleiben. Mellors schreibt ihr am Ende des Romans einen Brief, der seine tiefe Zuneigung zu ihr und seine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft zum Ausdruck bringt. Struktur: Lawrence verknüpft in Lady Chatterley autobiografische Elemente mit der symbolhaften Schilderung zweier konträrer Lebenswelten. Während sich in der Figur des von Ehrgeiz getriebenen, gefühllos und mechanisch agierenden Clifford die Einsamkeit des modernen Menschen widerspiegelt, erscheint Mellors als Sinnbild eines im Einklang mit der Natur geführten Daseins. Doch wie Lady Chatterley findet auch er erst in einer erfüllten Liebesbeziehung sein wahres Lebensglück. Wirkung: Die Freimütigkeit, mit der Lawrence die sexuellen Begegnungen seiner Titelheldin beschrieb, sorgte für einen Skandalerfolg. In England durfte das Buch bis 1960 nicht publiziert werden. B. S
Zschirnt-Kanon : Alles, was man lesen muss Schlagworte:Biographie, Lawrence, David Herbert Systematik: $L-G Umfang: 398 Seiten Standort: $L Lawr
Inhalt: Berlin Alexanderplatz" gehört neben dem "Ulysses" von James Joyce und "Manhattan Transfer" von John Dos Passos zu den bedeutendsten Großstadtromanen der Weltliteratur. Erstmals 1929 im S. Fischer Verlag erschienen, erzählt der Roman die bewegende Geschichte des Franz Biberkopf, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in einen Strudel aus Verrat und Verbrechen gerät. Darüber hinaus aber erzählt der Roman auch vom Berlin der zwanziger Jahre und findet zum ersten Mal in der deutschen Literatur eine eigene, ganz neue Sprache für das Tempo der Stadt.
"Ich bin nicht Stiller!" Mit diesem Satz beginnt der 1954 erschienene Roman "Stiller" von Max Frisch. Mit ihm wird in der Literatur der deutschen Sprache nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine neue Epoche eingeläutet. Der Roman lotet die beginnende Vermassung der Individuen aus, deren letzte Konsequenzen wir heute erleben. Anatol Ludwig Stiller, alias Mister White: "Wir leben in einem Zeitalter der Reproduktion. Das allermeiste in unserem persönlichen Weltbild haben wir nie mit eigenen Augen erfahren ... Wir sind Fernseher, Fernhörer, Fernwisser ... es gibt für uns heutzutage keine Terra incognita mehr. Wozu also die Erzählerei?" "Stiller" wurde bis heute über zweimillionenmal in deutscher Sprache verkauft und liegt weltweit in 25 Sprachen übersetzt vor. Mit "Stiller" gelang Max Frisch der Durchbruch als Romanautor. In der Folgezeit wurde der 1911 in Zürich geborene gelernte Architekt zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Neben seinen Erzählungen schrieb Frisch auch sehr erfolgreiche Bühnenstücke wie "Biedermann und die Brandstifter" oder "Andorra". 1980 verstarb der unter anderem mit dem Büchnerpreis und dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnete Autor in seiner Heimatstadt Zürich. »Das war früher auch unter Freunden so, wenn man nachts bei Lambrusco Gespräche führte: Wer bist du wirklich, was ist Maske, was willst du eigentlich sein?« Claus Kleber Systematik: $L-G Umfang: 430 S. Standort: $L Frisch / Magazin (Doppelstück) ISBN: 978-3-518-02857-5
Inhalt: Die Erzählung Auf den Marmorklippen gehört zu den meistgelesenen Werken von Ernst Jünger. Als symbolistische und vorausblickende Schilderung der Zerstörung Europas durch den Zweiten Weltkrieg gilt es vielen als Zeugnis der inneren Emigration des Autors und als kaum verschlüsselter Angriff gegen das NS-Regime. Inhalt: Bruder Minor und Bruder Otho leben gemeinsam zurückgezogen in ihrer Klause in der Marina, einer Gegend, die an mediterrane Landschaften erinnert, an den Schwarzwald und die Region um den Bodensee: eine arkadische Landschaft, deren Verbindung von nordeuropäischen und südeuropäischen Elermenten einen mythischen Raum entwirft. Hier erforschen die Brüder die Botanik und legen in jahrelanger Arbeit ein umfangreiches Herbarium an. Bedroht wird die Idylle durch den Oberförster, dessen im tiefen Wald versteckte Reviere Zufluchtsort für Verbrecher und Ausgestoßene aller Art sind - auch der Rattenfänger von Hameln soll mit den verführten Kindern dort hin gezogen sein. Auf einer ihrer Exkursionen in die Wälder entdecken die Brüder die »Köppelsblek«, das hier als »Schinderhütte« genannte Konzentrationslager des Oberförsters. Zunächst schleichend - dann aber in eine kurze erbarmungslose Schlacht zwischen den Bewohnern der Marina und den Horden des Oberförsters mündend, wird das Land und seine Gesellschaft zerstört. Auch die Klause mit dem Herbarium geht in Flammen auf - die Brüder selbst stecken sie durch einen Strahl des aus Kristall geschnittenen »Spiegels des Nigromontanus« in Brand und sichern so den Fortbestand ihrers Werks in der »Sicherheit des Nichts«. Durch ihre guten Beziehungen gelingt ihnen die Ausreise über das Meer in das nicht weit entfernte Alta Plana, wo sie von früheren Freunden warmherzig empfangen werden. Das Schicksal der Marina hingegen bleibt im Dunkeln. Aufbau: Auf den Marmorklippen steuert erzählerisch auf den finalen Kampf zu und wird deshalb immer wieder auch als Novelle bezeichnet. In zahlreichen Andeutungen und Reflexionen deutet Jünger die Katastrophe voraus. Dabei erinnert die mythisch-symbolistische Schilderung der Geschehnisse und Personen an die Welt der nordischen Sagen. Wirkung: In den letzten Friedensmonaten des Jahres 1939 geschrieben und von den Nationalsozialisten nur teilweise und aus verschiedenen Gründen geduldet - zu diesen Gründen muss auch Jüngers hohes Ansehen als Held des Ersten Weltkriegs gerechnet werden -, gilt Auf den Marmorklippen als Zeugnis der Inneren Emigration Jüngers, als Akt des Widerstandes, da es unverschlüsselt den nationalsozialistischen Terror schildert. Es ist Ausdruck der Distanz und Ablehnung des Autors, indem es wie kein zweites zeitgenössisches Buch im Dritten Reich das NS-Regime und seinen als geistlos empfundenen Totalitarismus angriff. Kritiker Jüngers sehen allerdings in den Schilderungen einen Versuch, den blutigen Untergangsszenarien Schönheit abzuringen und sie zu verklären. Giorgio Battistelli (Komposition) und Giorgio van Straten (Libretto) schufen die Oper Auf den Marmorklippen, die in Zusammenarbeit mit der spanischen Performance-Gruppe »La Fura Dels Baus« am 8. März 2002 am Mannheimer Opernhaus uraufgeführt wurde J. We. Systematik: $L-G Umfang: 150 S. Standort: $L Juen / Taschenbuchständer ISBN: 978-3-548-23704-6
Inhalt: Als facettenreiches Bild des Lebens in der Metropole New York wird dieser Roman zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem »American way of life«, zum Prototyp des Großstadtromans im 20. Jahrhundert und zu einem international einflussreichen Erzählwerk der klassischen Moderne. Inhalt: Der Roman zeigt uns das New York der frühen zwanziger Jahre, das »moderne Ninive«, als Durchgangsstation und Umsteigebahnhof der jungen, durch Heterogenität und große Dynamik gekennzeichneten amerikanischen Gesellschaft. Darauf spielt der Titel - Manhattan Transfer war der wichtigste Fernbahnhof der Stadt - symbolisch an. Dos Passos montiert dieses Gesamtbild aus mehr als hundert Einzelschicksalen, die wir teils nur flüchtig, teils ausführlicher und wiederkehrend verfolgen. Eine durchgehende Handlung wird nicht entworfen, es gibt aber einige zentrale Figuren, besonders das Mädchen Elaine, dessen Geburt wird zu Beginn des Romans miterleben und die dann zur Schauspielerin und Journalistin heranwächst. Unter den zahlreichen Männern, die ihre Karriere begleiten, ist ihr zweiter Ehemann, der Journalist Jim Herf von besonderem Interesse, der aus Abscheu vor der umfassenden Herrschaft von Geld und »Business« am Ende des Romans die Stadt verlässt und in der Weite des Landes einer ungewissen Zukunft entgegenfährt. Soziologisch gesehen lässt Dos Passos Repräsentanten der wichtigsten Schichten und Gruppen auftreten: Unternehmer, Politiker und Spekulanten; Intellektuelle und Künstler; legale und illegale Einwanderer; Land- und Industriearbeiter; Dienstpersonal; Landstreicher, Bettler und Kriminelle. Die Gesamtdynamik der Erzählung resultiert aus dem zufälligen Zusammentreffen dieser so unterschiedlichen Figuren, besonders aber aus den vielfach sich überkreuzenden Linien des - meist unerwarteten - sozialen Aufstiegs oder des Niedergangs und Scheiterns. Aufbau: Der aktuelle Erfolg und die historische Bedeutung des Romans sind wesentlich durch die bruchlose Entsprechung von Thema und Erzählform begründet. Das zentrale Thema der unaufhörlichen sozialen Veränderung findet Ausdruck in der Technik der Montage, in der zahlreiche Einzelbilder oder Sequenzen auf annähernd filmische Weise »zusammengeschnitten« werden. Dies bewirkt Effekte der Unmittelbarkeit, der Vielfalt, der Kontraste, der Unabgeschlossenheitl - also eine anschauliche Analogie zur alltäglichen Erfahrung der Großstadt: Die Leser können das Schicksal der Figuren, die aus der Masse kommen und wieder in ihr verschwinden, immer nur ein Stück weit verfolgen. In den einzelnen Szenen dominieren direkte Rede (oder auch der »Bewusstseinsstrom«) der Figuren. Dos Passos verzichtet auf eine herkömmliche Erzählerinstanz; seine Erzähloptik ist eher die einer Kamera. Dennoch gibt er dem szenischen Material eine gewisse Struktur und »Bedeutung«. Dies geschieht z. B. durch die Gliederung in drei große Teile nach dem Schema von Ankunft, Aufenthalt und Abschied, sowie in 18 einzelne Kapitel mit mythologischen oder real- symbolischen Titeln (z. B. »Metropolis« oder »Wolkenkratzer«) und jeweils einem kurzen atmosphärischen Vorspann. Auch die mediale Wirklichkeit der Millionenstadt (Reklame, Zeitungsschlagzeilen) wird eingeblendet und dient oft der Ironisierung des Geschehens. Wirkung: Mit der innovativen Kombination von Großstadt-Thematik und montierender Erzählweise war Manhattan Transfer nicht nur in den USA ein Erfolg, sondern wirkte auch international anregend. Ohne Zweifel ist ihm auch der wichtigste deutsche Großstadtroman, Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin (1929), verpflichtet. Eine deutsche Übersetzung war 1927 in Berlin erschienen. J. V . Systematik: $L-G Umfang: 331 S. Standort: $L Dos / Taschenbuchständer ISBN: 978-3-499-14133-1
Inhalt: Greene beschreibt exemplarisch die Rückkehr zur Moral eines durch Alkohol und Politik bedrohten Priesters. Seine Integrität kostet ihn das Leben, verändert aber das Leben seiner Umfelder. Inhalt: Im mexikanischen Bundesstaat Tabasco lebt zur Zeit der Revolution der anonym als »Whisky Priest« eingeführte Pfarrer. Die Religionsausübung ist vom Staat unter Strafe gestellt und viele Priester haben das Land bereits verlassen. Nur der alkoholabhängige »Whisky Priest« harrt noch aus. Er wird vom ebenfalls anonym bleibenden Polizeileutnant gejagt, der ihn und die Kirche wegen der Unterdrückung der Armen hasst. Auf der sich über sechs Wochen erstreckenden Flucht vor seinem Verfolger wird der »Whisky Priest« von zahlreichen Leuten gedeckt, so dass es dem Leutnant zunächst nicht gelingt, seiner habhaft zu werden. Während seiner Flucht löst der Priester sich Stück für Stück von seinen Lebenslügen und beginnt wieder priesterliche Verantwortung zu übernehmen. Er erreicht schließlich die Grenze des Nachbarstaats und findet sich in Sicherheit. Auf dem Weg in die Hauptstadt erreicht ihn die Nachricht, der Mörder Calver läge im Sterben und wolle die Beichte ablegen. Wohlwissend, dass dies eine Falle ist, kehrt der Pfarrer zurück und trifft den sterbenden Calver. Der Polizeileutnant verhaftet ihn kurz darauf und bringt ihn ins Gefängnis. Auf dem Weg dorthin diskutieren beide über ihre jeweilige Weltsicht, die religiös-transzendente und die diesseitig-sozialistische. Der Priester glaubt, sein Leben sei sinnlos gewesen; sein Vermächtnis zeigt sich erst nach seiner Hinrichtung: Die bis dahin statischen Nebenfiguren beginnen unter dem Eindruck der Wandlung des Priesters ihr Leben zu überdenken und nun auch zu ändern. Aufbau: Der Roman ist ähnlich einem Triptychon aufgebaut; Anfang und Schluss - mit mehreren Erzählperspektiven und parallelen Handlungssträngen - umrahmen das eigentliche Geschehen um den »Whisky Priest«. Zu Beginn wird aus der Sicht der verantwortungslosen und trägen Nebenfiguren erzählt. Im Mittelteil konzentriert Greene sich allein auf die Schilderung der Flucht des Priesters. Im zentralen Kapitel dieses Abschnitts, das im Gefängnis spielt, erweitert sich die Isolierung der zum Schicksal des Priesters indifferenten Nebenpersonen zu einem universellen Panorama des gottfernen, sinnlosen Lebens. Die Spannung des Buchs entsteht durch den Kontrast zwischen den in ihrer Stagnation gefangenen Nebenpersonen und dem sich entwickelnden Priester, dessen Flucht sich an die Kreuzwegstationen Jesu anlehnt. Der in Kauf genommene Tod ist nur letzte Konsequenz dieses Sinnfindungsprozesses, der den Charakter einer Lebensbeichte annimmt. Wirkung: Das Buch verkaufte sich in den Kriegsjahren nur schleppend, wurde aber in den folgenden Jahren von Kritik und Publikum begeistert aufgenommen und zweimal verfilmt (1947, 1967). Greene schrieb außerdem eine Bühnenfassung des Buchs. A. Fe. Systematik: $L-G Umfang: 265 S. Standort: $L Gree ISBN: 978-3-552-04431-9
Inhalt: Der einzige, 1955/56 entstandene Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa erschien erst ein Jahr nach dem Tod des Autors. Der Leopard wurde sofort zu einem internationalen Erfolg und wurde 1959 mit dem Strega-Preis ausgezeichnet. Inhalt: Der Leopard erzählt vom Niedergang eines sizilianischen Adelsgeschlechts während des Risorgimento, der Einigung Italiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach der Landung Garibaldis auf Sizilien 1860 bricht die alte Bourbonenherrschaft zusammen und die Insel wird Teil des italienischen Königreiches unter König Viktor Emanuel II. In dieser Zeit gesellschaftlicher und politischer Umbrüche glaubt Don Fabrizio Corbèra, der Fürst von Salina, die alten Traditionen seines Standes bewahren zu können. Gleichzeitig ist er Realist genug, um die veränderten Umstände zu erkennen. Daher unterstützt er die Verbindung seines ehrgeizigen Neffen Tancredi, der auf der Seite Garibaldis für ein vereintes Italien kämpft, mit der schönen Angelica Sedàra, der Tochter eines reichen Emporkömmlings. Tancredi spricht aus, was der Fürst im Innersten ebenfalls ahnt: »Wenn wir wollen, dass alles bleibt wie es ist, dann ist nötig, dass alles sich verändert.« Doch weder der Name noch der Reichtum der Familie werden überdauern - im Angesicht des Todes erkennt Don Fabrizio, dass mit ihm die alte Welt des sizilianischen Adels untergehen wird. Wie kein anderer Autor hat Tomasi mit dem Werk Der Leopard nicht nur der alten aristokratischen Gesellschaft Siziliens, sondern auch der Insel selbst mit ihrer reichen Kultur und Geschichte, ihren Widersprüchen und großen landschaftlichen Schönheiten ein literarisches Denkmal gesetzt. Seine Landschaftsschilderungen und Interieurs sind immer auch Spiegelbild der Figuren und ihrer Empfindungen. Aufbau: Die Episoden des Romans, in acht Kapitel gegliedert, kreisen um die Hauptfigur des Fürsten. Während in den ersten vier Kapiteln das Schicksal der Familie in der Umbruchphase zur Zeit Garibaldis weitgehend mit den Mitteln des traditionellen historischen Romans erzählt wird, löst sich diese Komposition im Folgenden mehr und mehr auf, entsprechend der inneren und äußeren Auflösung des alten Familienadels. In den Kapiteln fünf bis acht wird in Zeitsprüngen von jeweils über 20 Jahren der weitere Niedergang punktuell beleuchtet. Höhepunkt ist das siebte Kapitel Der Tod des Fürsten, in dem dieser noch einmal sein Leben an sich vorüberziehen lässt und Bilanz zieht: »Er, Don Fabrizio, hatte selber gesagt, die Salina blieben immer die Salina. Er hatte Unrecht gehabt. Der Letzte war er.« Von der glanzvollen Familie bleiben nur die drei alten, unverheirateten Töchter des Fürsten übrig. Wirkung: Der Leopard wurde gleich nach seinem Erscheinen höchst unterschiedlich beurteilt. Vor allem linke Kritiker warfen Tomasi eine einseitig aristokratische Sicht auf die Vorgänge des Risorgimento vor und bezeichneten ihn als reaktionär und dekadent, während andere den Roman aufgrund seiner erzählerischen Qualitäten sogleich als Meisterwerk bejubelten. Seine Bekanntheit verdankt Der Leopard vor allem auch der 1963 in Cannes preisgekrönten Verfilmung durch Luchino Visconti mit Burt Lancaster, Alain Delon und Claudia Cardinale in den Hauptrollen. Besonders in Erinnerung geblieben ist die großartige Umsetzung der Ballszene aus dem sechsten Kapitel des Romans. E. H. Systematik: $L-G Umfang: 337 S. Standort: $L Lamp ISBN: 978-3-492-04124-9
Inhalt: 1855 flieht die Sklavin Sethe, die von ihrem Mann verlassen wurde, von der Plantage »Sweet Home« in Kentucky nach Ohio. Sie versucht ihre vier Kinder zu töten, um diese vor dem Schicksal der Sklaverei zu bewahren. Ihre zweijährige Tochter stirbt, die anderen drei überleben. Auf dem Grabstein der Verstorbenen lässt Sethe die Inschrift »Menschenkind« anbringen. 18 Jahre später lebt Sethe allein mit ihrer zweiten Tochter Denver. Die Vergangenheit ist präsent geblieben: Die zwei Söhne sind fortgelaufen, in der schwarzen Gemeinde wird Sethe als Kindsmörderin gemieden, die tote Tochter spukt durch das Haus. Eines Tages taucht Paul D. auf, ein ehemaliger Sklave von »Sweet Home«, der ein gemeinsames Leben mit Sethe aufbauen will und den Geist des toten Kindes vertreibt. Als er von dem Mord Sethes an ihrer Tochter erfährt, verlässt er schockiert das Haus. Plötzlich steht eine junge Frau namens Menschenkind vor Sethes Haus, die in eben jenem Alter ist, in dem das verstorbene Kind sein müsste. Sethe nimmt sie als die verlorene Tochter auf; es folgen einige Wochen glücklichen Zusammenlebens der kleinen Familie. Doch Menschenkind verlangt nach immer neuen Beweisen der Liebe Sehtes und versucht überdies Denver aus dem Haus zu drängen. Als sich Nachbarsfrauen vor dem Haus versammeln, um den Geist des toten Kindes auszutreiben, sieht Sethe Menschenkind erneut in Gefahr, in die Sklaverei zu gelangen, und stürzt sich auf den ebenfalls anwesenden weißen Arbeitgeber Denvers; ein weiterer Mord kann jedoch von den Frauen verhindert werden. Menschenkind verschwindet spurlos, Sehte bleibt verzweifelt zurück. Doch sie erhält neuen Rückhalt durch die Gemeinde und das nochmalige Angebot Paul D.s, eine gemeinsame Zukunft mit ihm zu verbringen. Aufbau: Morrison erzählt die Handlung nicht linear, sondern wechselt zwischen verschiedenen Zeitebenen. Der Roman setzt fast zwei Jahrzehnte nach dem Kindsmord ein und trägt das Geschehen zur Zeit der Sklaverei sowie die Kindstötung in Rückblenden nach. In der Darstellung verschiedener Lebensläufe entwirft Morrison ein lebendiges Panorama der Zeit der Sklaverei und der Befreiung. Dabei vermeidet sie jegliche Polarisierung von Gut und Böse, wie sie etwa Harriet R Beecher Stowe in ihrem Roman Onkel Toms Hütte (1852) vornahm, und geht einer Heroisierung des Schicksals der Schwarzen bewusst aus dem Weg. In der Thematisierung des Kindsmords setzt sich Morrison außerdem mit der problematischen Übersteigerung der Mutterliebe auseinander. Wirkung: Das Buch wurde zu einem der größten Erfolge der Autorin und 1988 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Jonathan Demme verfilmte den Roman 1998 mit Oprah Winfrey und Danny Glover in den Hauptrollen. S. D. / T. Sch. Systematik: $L-G Umfang: 374 S. Standort: $L Morr ISBN: 978-3-498-09291-7
Inhalt: Einheitssacht.: The big sleep. - Aus dem Engl. übers. Schlagworte:Biographie, Chandler, Raymond Systematik: $L-G Umfang: 219 Seiten Standort: $L Chan
Inhalt: Das Totenschiff ist das erste Werk von B. Traven, das in Buchform erschien. Mit den Mitteln des Abenteuerromans schildert er die Odyssee eines Seemanns ohne Papiere, der schließlich keinen anderen Ausweg sieht, als auf einem Schiff anzuheuern, dessen Mannschaft aus »lebenden Toten« besteht. Ich-Erzähler ist der bereits aus Die Baumwollpflücker bekannte Amerikaner Gerard Gale, der später in Die Brücke im Dschungel (1929) und der Erzählung Nachtbesuch im Busch wiederkehrt. Entstehung: Schon bei Die Baumwollpflücker hatte Traven betont, in Mexiko als »Ölmann, als Farmarbeiter, Tomaten- u. Apfelsinenpflücker, Urwaldroder, Maultiertreiber, Jäger« gearbeitet zu haben. Die Form der Ich-Erzählung und seine Behauptung, nur aus dem eigenen Erleben heraus zu schreiben, legen nahe, das Werk als Schlüsselroman im Hinblick auf seine Identität als Ret Marut (Stichwort R S. 1085) zu lesen. Die Vehemenz, mit der Traven in Das Totenschiff, 1923/24 in London in englischer Sprache begonnen, Gales Bemühungen beschreibt, an Papiere zu kommen, legt die Vermutung nahe, dass Traven hier Erlebnisse seiner Flucht nach Mexiko verarbeitet hat: »So gab ich meinen guten Namen auf«, konstatiert Gale, als er an Bord der »Yorikke« geht, »ich hatte keinen Namen mehr.« Ebenso mag sich die von K. S. Guthke aufgestellte Hypothese, Traven selbst könne seine eigene Herkunft unbekannt gewesen sein, in der »lebensgeschichtlichen Verbindung zwischen Maruts Abschied von Europa und Travens Ankunft in Übersee« niedergeschlagen haben. Inhalt: Nach einer Liebesnacht verpasst der Matrose Gale in Antwerpen die Abfahrt seines Schiffes und steht nun ohne Geld und Papiere da. Ohne Identitätsbeweis will ihm der US-amerikanische Konsul in Paris keinen neuen Pass ausfertigen und stellt sogar Gales Geburt in Abrede. Er ist zum Opfer einer Bürokratie geworden, der Papiere wichtiger sind als der Mensch: »Jeder konnte mit mir machen, was er wollte.« Gale wird abgeschoben und gerät nach einer Odyssee durch halb Europa schließlich nach Cadiz, wo er als »Kohlenschlepp« auf der schrottreifen »Yorikke« anheuert, die Schmugglerware transportiert. Zusammen mit seinem polnischen Kameraden Stanislaw Koslowski, ebenfalls ein Entwurzelter, wird er auf die »Empress of Madagascar« verschleppt, die als Versicherungsbetrug versenkt werden soll. Doch bevor es dazu kommt, läuft das »Totenschiff« auf ein Riff, nur Koslowski und Gale überleben. Schließlich zerstört ein Sturm das Wrack; Gale treibt allein im Meer. Wirkung: Das Totenschiff wurde der berühmteste Roman von Traven. Die Wochenschrift Die Weltbühne würdigte das Werk nach Erscheinen als »ein Seemannsbuch, das auf eine Art mit der verlogenen Seemannsromantik aufräumt, dass buchstäblich nicht eine Phrase übrig bleibt.« Die fehlende Hoffnung jedoch, dass sich das Schicksal der Rechtlosen, Unterdrückten und Armen wenden ließe, die als Grundtendenz auch die anderen Romane von Traven prägt, fand bei der linken Kritik auch Missfallen. Georg Tressler verfilmte den Roman 1959 mit Horst Buchholz und Mario Adorf in den Hauptrollen. A. C. K. Systematik: $L-G Umfang: 215 S. Standort: $L Trav / Taschenbuchständer ISBN: 978-3-499-10126-7
Inhalt: Mit seinem Roman Reise ans Ende der Nacht gelang Louis-Ferdinand Céline ein Meilenstein in der französischen Literatur der Moderne, mit dem er an die europäische Erzähltradition des Schelmenromans anknüpfte. Inhalt: Unter Verarbeitung eigener biografischer Erfahrungen erzählt Reise ans Ende der Nacht die Erlebnisse von Ferdinand Bardamu, der hin- und herbewegt wird wie das Sturmgepäck eines Soldaten (frz.: barda) im Durchgang durch die unterschiedlichsten Situationen und Milieus und schließlich zu einer schonungslosen Sicht des Menschen in der Moderne gelangt. Im Ersten Weltkrieg erleidet Bardamu die monströse Unmenschlichkeit und Sinnlosigkeit von Gewalt und den Sadismus der eigenen Befehlshaber im Schlamm der nordfranzösischen Schlachtfelder sowie im Kontakt mit dem Zynismus der Heimatfront. Um dem zu entgehen, engagiert er sich in Bikomimbo, einer Station im tiefen Busch von Kamerun, nur um dort die Unbarmherzigkeit und Verlogenheit des weißen Kolonialismus zu erleben. In der Folge verschlägt es ihn nach Amerika, wo seine Underdog-Perspektive den Glanz des kapitalistischen Amerikas an den Fließbändern der Ford-Werke und in der Ersatzwelt des neuen Mediums Kino als reine und herzlose Fassade enthüllt. Zurück in Frankreich folgt der Leser dem mittlerweile zum Armenarzt avancierten Bardamu durch das beklemmende, in seiner ganzen Erbärmlichkeit dargestellte Leben der Pariser Vorstädte, wo Misshandlung, Gewalt, Kindersterblichkeit, Prostitution und Abtreibung an der Tagesordnung sind. Im Kontakt mit dieser Realität erweist sich für Bardamu jeder theologische, philosophische oder ideologische Gegenentwurf als nicht tragfähig - seine Reise mündet nicht in ein optimistisches »Morgenrot«, sondern in das pessimistische, todesfahle Licht des »Morgengrauens« am Kanal St-Martin, nach dem Tod Robinsons, seines Alter Ego. Aufbau: In der Reise ans Ende der Nacht gibt es keine Strukturierung in numerische oder durch Überschriften eingeleitete Kapitel. Trotzdem weist der Roman eine doppelte zyklische Struktur auf: Während in einem ersten Durchgang Bardamu die Weite der Welt reisend und erkennend durchmisst, führt ihn der zweite Durchgang im Laufe seiner Tätigkeit als Arzt in die Tiefe des sozialen, psychologischen und metaphysischen Elends menschlicher Existenz im Moloch Paris. Innerhalb dieser beiden großen Zyklen ordnen sich die Kapitel nach den in ihnen besuchten Orten zu Sequenzen zusammen. Die kunstvolle Doppelung in Erzähler- und Autor-Ich erlaubt es Céline, die Geschichte durch generalisierende Aphorismen und Kommentare zu spiegeln. Wirkung: Von Anfang an polarisierte Célines Debütroman: Die politische Linke rühmte die Schonungslosigkeit in der Darstellung der sozialen Realitäten und der Kriegsschrecken, die Rechte fand Gefallen an der Radikalität seines Pessimismus. Durch die von Céline praktizierte Einbeziehung des Argot (des französischen Slang), seine permanente Vermischung der Stilebenen, das Durchbrechen des klassischen festen Satzbaus durch die berühmten drei Punkte stellt die Reise ans Ende der Nacht ein Novum in der französischen Literatur dar: Céline symbolisiert zukunftsweisend die Möglichkeiten des Romans, unmittelbar über Stil Emotion erfahrbar zu machen. Zu Recht wird er deshalb in einem Atemzug mit Marcel R Proust, James R Joyce, Franz R Kafka und Thomas R Mann genannt. Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag) Systematik: $L-G Umfang: 540 Seiten Standort: $L-G Céli
Inhalt: Wer war dieser Jakob Abs? An einem nebligen Morgen im November wird der Achtundzwanzigjährige, der bei der Reichsbahn arbeitet, auf dem Gelände des Dresdner Bahnhofs von einer Lokomotive überfahren. Damit beginnen die kunstvoll formulieren Mutmaßungen des Erzählers: War es ein Unfall? Beging er Selbstmord? Und wenn ja: Was mag ihn dazu getrieben haben? Oder war es gar ein politischer Mord? Aber aus welchen Motiven? In einer Reihe von Gesprächsfetzen, in denen sich jene Personen zu Wort melden, die dem Protagonisten am nächsten standen, entsteht nach und nach das Bild des verlässlichen und schweigsamen Jakobs. Da sind seine Mutter und seine Freundin Gesine, die in den Westen geflohen sind, da ist aber auch Hauptmann Rohlfs von der Spionageabwehr der DDR. Es stellt sich heraus, dass der Hauptmann Jakob sogar in den Westen fahren ließ. Doch der kam zurück, enttäuscht vom Leben in der BRD. Sein neues Leben in der DDR jedoch dauerte nur einen einzigen Tag.
Georg-Büchner-Preis 1971 Systematik: $L-G Umfang: 254 S. Standort: $L John ISBN: 978-3-937793-19-1
Inhalt: "Ich glaube, ich müsste anfangen, etwas zu arbeiten, jetzt, da ich sehen lerne. Ich bin achtundzwanzig, und es ist so gut wie nichts geschehen", schreibt Malte Laurids Brigge in sein Tagebuch. Das bleibt nicht lange so. Der letzte Spross eines aussterbenden dänischen Adelsgeschlechts verliert nach dem Tod seiner Eltern alles: seinen Besitz, seine Heimat. Er versucht, sich als Dichter im Paris der Jahrhundertwende durchzuschlagen. Mit wachem Blick zeichnet er das Bild einer pulsierenden Metropole, die zum Zentrum der modernen Welt wird. In seinen atemlosen Tagebucheinträgen berichtet er von den ewig hell erleuchteten Restaurants, den gesichtslosen Passanten und dem rasenden Verkehr, von den Bettlern und den Kranken. Systematik: $L-G Umfang: 206 S. Standort: $L Rilk ISBN: 978-3-937793-27-6
Inhalt: Ein deutsches Phänomen macht Siegfried Lenz zum Thema seines 1968 erschienenen Romans Deutschstunde, seinem erfolgreichsten Werk. Er erteilt eine modellhafte Lektion über die fatalen Folgen unreflektierten Pflichtbewusstseins. Blindes Mitläufertum wird als als gefährliche Schein-Tugend bloßgestellt. Inhalt: In den 1950er Jahren soll der inhaftierte Ich-Erzähler Siggi Jepsen einen Aufsatz verfassen - über die Freuden der Pflicht. Zwangsläufig kommt ihm sein Vater Jens Ole Jepsen in den Sinn, der in der NS-Zeit pflichtbeflissen Dienst als Polizeiposten im fiktiven Dörfchen Rugbüll tat. Von der Flut der Erinnerungen überwältigt, findet Siggi keinen Anfang. Als Folge des letztlich leeren Heftes muss Siggi wegen Aufsässigkeit eine Einzelhaft verbüßen. Unter verschärften Bedingungen schreibt er nun wie besessen seine Geschichte: Sie beginnt im Jahr 1943, als der Vater - von oberster Stelle beauftragt - ein verhängtes Malverbot gegen den Künstler Max Ludwig Nansen zu überwachen hat. Ein Auftrag, den der Ordnungshüter zunächst zögerlich, dann umso strenger und unbarmherziger erfüllt - »Befehl ist Befehl«. Auf die erhoffte Mithilfe des Sprösslings kann er nicht zählen, jener entfernt sich vielmehr, wird zum Verbündeten des Malers, warnt diesen und versteckt seine Bilder vor dem Zugriff des uniformierten Vaters. Der Pflicht-Mechanismus des Polizisten nimmt geradezu paranoide Züge an: Das NS-Regime ist am Ende, das Malverbot längst außer Kraft, doch der Vater hört nicht auf, Nansen zu verfolgen. Ebenso zwanghaft hört auch der Sohn nicht auf, den Künstler vor dem Vater zu schützen. Er stiehlt schließlich Nansens Gemälde und muss ins Gefängnis. Nach Abgabe der Strafarbeit ist sich Siggi sicher, die Strafe stellvertretend für den Vater abgesessen zu haben. Aufbau: Der Roman gliedert sich in eine Rahmenerzählung, in welcher der inzwischen 21-jährige Siggi im Jahr 1954 als Insasse der Jugendstrafanstalt anhand der Strafarbeit die Ereignisse der Jahre 1943 und folgende Revue passieren lässt. Somit bildet die Erinnerung an den eskalierenden Vater-Sohn-Konflikt die Haupthandlung. Als erlebendes und schreibendes Ich verknüpft die die Perspektive dominierende Figur des Siggi Jepsen nicht nur geschickt beide Zeitebenen, sondern beginnt die eigene Rolle zu reflektieren. Im Zuge eines objektivierenden Niederschreibens und Bewusstmachens vollzieht der jugendliche Protagonist einen Reifeprozess. So wird das Buch von Lenz zur Initiationsgeschichte, mehr noch: zum Entwicklungsroman. Am Schluss des Romans ist Siggi gereift, wenn auch nicht geläutert. Noch kann er nicht viel Neues mit seiner wiedererlangten Freiheit anfangen: »Etwas Neues? Was soll das sein?« Wirkung: Das Buch gilt bis heute als eine der ersten und wichtigsten literarischen Aufarbeitungen des Dritten Reichs. Verstanden als Demaskierung eines pervertierten Pflichtbegriffs, gelobt als so bahnbrechende wie befreiende künstlerische Auseinandersetzung ist das Werk nicht im Stil einer Moral-Predigt verfasst, sondern in der poetisch-menschlichen, für Lenz typischen Art, Geschichte aufzuarbeiten und zu hinterfragen, verknüpft mit der Verpflichtung der Nachkriegsliteraten, jeglicher Wiederholungsgefahr prophylaktisch entgegenzuwirken. Kritiker bemängeln bei aller epischen Solidität des Romans Schwächen in der formalen Konstruktion, aber auch eine angestrengt traditionell-moralisierende Grundhaltung. Aus heutiger Sicht kann das Buch auch als Zeitdokument für die Vater-Sohn-Konflikte der 1968er-Generation gelesen werden. Zur Popularität des Romans trug auch Peter Beauvais' TV-Verfilmung 1972 bei. R. M. Systematik: $L-G Umfang: 490 S. Standort: $L Lenz ISBN: 978-3-937793-29-0
Inhalt: Warschau während der deutschen Okkupation. Die schöne Irma Seidenman, Witwe eines kurz vor Kriegsausbruch verstorbenen Röntgenologen, fühlt sich ganz als Polin. Erst die deutsche Besatzung lässt sie des eigenen Judentums bewusst werden, sie wird an die Gestapo verraten. Doch die Nachricht ihrer Verhaftung lässt ganz verschiedene Personen eine Kette des guten Willens bilden. Vor allem der heimlich in sie verliebte Kunsthändler Pawil Krynski und der Deutsche Johannes Müller, der sich bei seinen SS-Parteigenossen für die unbekannte Frau verbürgt, setzen sich beherzt für sie ein. Aber nicht nur die Tugendhaften haben in diesem in Episodenform erzählten Roman ihre Auftritte. Feige, Egoisten und Denunzianten sind hier genau so zu finden wie Gutmütige und Hilfsbereite. Aus ihren Schicksalen fügt Szczypiorski ein Gesellschaftspanorama zusammen, ein komplexes Beziehungsgeflecht, in dem fast alle in irgendeiner Weise der weiblichen Hauptfigur verbunden sind. Doch endet der Roman nicht in den Vierzigern: Jahre später begegnen sich Frau Seidenman und Pawil Krynski in Paris erneut. Systematik: $L-G Umfang: 219 S. Standort: $L Szcz ISBN: 978-3-937793-36-8
Inhalt: M. Proust (1871-1922), dessen dichterisches Hauptwerk in sieben Teile gegliedert ist, entfaltet in Bd. 1 den Mikrokosmos seines Ich-Erzählers Marcel: Erinnerungen an die früheste Kindheit, Ferienaufenthalte bei Tante Léonie in Combray, Gesellschaftsklatsch im Kreise der Familie. Tief beeindruckt ist der Junge jedes Mal, wenn Swann zu Besuch kommt, der Sohn eines guten Freundes seines Großvaters. Leider hat Swann eine unpassende Ehe geschlossen, die von der Aristokratie missbilligt wird. Als Marcel heimlich Swanns Tochter Gilberte erblickt, verliebt er sich auf der Stelle in sie ... - Gefühle, Träume, minutiöse Milieustudien bilden den Stoff des Buches. Systematik: $L-G Umfang: 541 S. Standort: $L Prous
Inhalt: Andric´s Werk um die Geschichte einer Brücke, die vier Jahrhunderte lang Abend- und Morgenland miteinander verband, ehe sie im Ersten Weltkrieg zerstört wurde, gehört zu den großen Romanen der Weltliteratur. Inhalt: Um die steinerne Brücke über die Drina, jenen Fluss auf dem Balkan, der inmitten Europas Bosnien von Serbien, aber auch Okzident und Orient trennt, kreist das Geschehen in der Stadt Viesegrad. Die Brücke, so erzählt Andric´, sei im 16. Jahrhundert auf Geheiß des osmanischen Großwesirs Sokolovic gebaut worden, der einst als Knabe aus dieser Region nach Stambul verschleppt worden war. In langjähriger harter Fronarbeit schlagen die Menschen die elfbogige weiße Brücke über den reißenden Fluss. Seine Krönung findet das Bauwerk in einer weit ausholenden, im Scheitelpunkt gelegenen Terrasse, die rasch zum Mittelpunkt des Lebens und Treibens in Stadt und Region wird. Als ruhender Pol geleitet die Brücke den Leser durch bewegte Zeiten: durch Glanz und Verfall des Osmanischen Reiches, österreichische Besatzung und serbischen Freiheitsdrang bis zum Anbruch jener neuen, modernen Zeit, die der Brücke das Ende bringen sollte - 1914. Gleich nach Beginn des Ersten Weltkriegs sprengen österreichische Pioniere beim Rückzug vor den Serben den Mittelpfeiler in die Luft. In der Zerstörung der Brücke kündigt sich eine Epoche an, in der alles, wofür das Bindeglied zwischen Völkern und Welten stand, zerstört wird. Einzelschicksale auf und an der Brücke erlangen gleichnishafte Bedeutung. Ein Aufrührer wird auf der Terrasse gepfählt, eine unglückliche Braut springt während des Hochzeitszugs über die Brüstung, Würdenträger der Völkerschaften bereden dort die Bedingungen ihres Zusammenlebens. Die strategische Bedeutung der Brücke zieht die Menschen in die Konflikte zwischen den ethnischen und politischen Fronten. In der Geschichte der Brücke spiegelt sich die Geschichte Bosniens, des Balkans und der Welt. Es ist das wahre Leben, rätselhaft und schön, schmerzlich und versöhnlich in einem. Aufbau: Mythen und Legenden, Fabeln und Schwänke hat Andric´ in seiner Chronik verwoben. Grotesker Humor und zarte Liebesszenen, skurrile und ehrwürdige Gestalten, Leichtsinn und übermütiges Fabulieren stehen neben tiefgründigen Gesprächen. »Hauptfigur« des Romans ist die Brücke. Im Duktus eines orientalischen Märchenerzählers fügt der Autor mit breitem Atem Geschichte an Geschichte und verbindet die Abfolge menschlicher Schicksale mit Betrachtungen über die Zeit, die im Bild der Brücke, als Sinnbild des Überbrückens von Gegensätzen zusammenlaufen. Wirkung: Schon in den 1950er Jahren fand der Roman Die Brücke über die Drina international Beachtung. Nach der Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Andric´ wurde das Buch in alle Weltsprachen übersetzt. Zu neuer Aktualität gelangte es durch den Jugoslawienkonflikt im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. R. F. Systematik: $L-G Umfang: 413 Seiten Standort: $L-G Andr
Inhalt: Aldous Huxleys Hauptwerk gehört neben Fahrenheit 451 (1953) von Ray R Bradbury sowie Farm der Tiere (1945) und 1984 (1949) von George R Orwell zu den großen fortschritts- und gesellschaftskritischen Werken des 20. Jahrhunderts. In der Anti-Utopie Schöne neue Welt malt Huxley eindringlich desillusionierende Bilder einer künftigen automatisierten, aller natürlichen Impulse beraubten Welt. Inhalt: Schöne neue Welt spielt im Jahr 632 »nach Ford«, nach unserer Zeit im 26. Jahrhundert. Als Jahr Null hat man das Jahr herangezogen, in dem Henry Ford mit der Herstellung des ersten Ford-T-Modells, einem Meilenstein der industriellen Massenproduktion, begann. Die Maxime des Staatsgebildes, in dem an die Stelle Gottes und der Religion die Idee von Massenproduktion und -konsum getreten ist, lautet »Gemeinschaftlichkeit, Einheitlichkeit, Beständigkeit«. Babys werden nicht mehr ausgetragen, sondern in »Brut- und Normzentralen« in Flaschen »gezüchtet«. Die Gleichförmigkeit des Menschen wird mittels genetischer Manipulationen vervielfältigt. Nach der »Entkorkung«, der Geburt der Kinder, werden die Kinder »genormt«. Die Einteilung der Menschen erfolgt in fünf Kasten; zu diesem Zweck werden den Kindern im Schlaf »Weisheiten« eingetrichtert. Hierdurch ist es möglich, »das Problem des Glücks« zu lösen, »das Problem, wie man Menschen dahin bringt, ihr Sklaventum zu lieben«. Das angestrebte universelle Glück ist nur durch Kontrolle von destabilisierenden Faktoren erreichbar. Für die Flucht aus Momenten des persönlichen Ungleichgewichts steht die Droge »Soma« zur Verfügung. Dieser programmierten Welt stehen drei Außenseiter gegenüber: der »Wilde« John Savage, der aus dem Indianerreservat Malpais kommt, sowie Bernard Marx (dt. Sigmund Marx) und Helmholtz Watson (dt. Helmholtz Holmes Watson). Ein »Fabrikationsfehler« bei Bernard zieht nach sich, dass er dem Idealbild der ihm zugedachten Kaste nicht entspricht und anachronistische Liebesgefühle für Lenina Crowne entwickelt. Helmholtz bildet aufgrund seiner geistigen Überlegenheit eine nicht staatskonforme Individualität aus. Savage und Helmholtz versuchen einen Aufstand anzuzetteln, doch sie scheitern: Helmholtz und Bernard müssen ins Exil, Savage bleibt schließlich allein der Selbstmord als Ausweg. Aufbau: Der Roman gliedert sich in zwei Hauptteile mit 18 Kapiteln. Haupt- und Nebenstränge der Erzählung sind - den Darstellungstechniken des Mediums Film vergleichbar - durch häufige Episodenwechsel miteinander verflochten. Im ersten Hauptteil, den Kapiteln 1 bis 9, erfolgt eine Einführung in die Gesellschaft der »Soma-Kultur«, werden die Bemühungen der Außenseiter Bernard und Helmholtz, sich frei zu entfalten, und der Aufenthalt im Indianerreservat geschildert. Im zweiten Hauptteil, den Kapiteln 10 bis 18, wird anhand der Figur John Savage aufgezeigt, wie das Gesellschaftssystem der »schönen neuen Welt« auf Außenseitertum reagiert. Wirkung: Mit dem Roman Schöne neue Welt erreichte Huxley eine immense Popularität. Auf dem Hintergrund der aktuellen Gentechnikdiskussion erhält das Werk eine neue Brisanz. V. R.
Zschirnt-Kanon : Alles, was man lesen muss Systematik: $L-G Umfang: 252 Seiten Standort: $L Huxl
Inhalt: Der "Magier aus Bahia" oder der "brasilianische Balzac" - es mangelt nicht an würdevollen Umschreibungen und ruhmreichen Titeln für den berühmtesten brasilianischen Romancier. Jorge Amado, geboren und aufgewachsen auf einer Kakaoplantage im brasilianischen Bundesstaat Bahia, gehört zu den verehrtesten und zugleich meistgelesenen Autoren Lateinamerikas. Sein politisches Engagement und sein literarisches Schaffen sind geprägt von seiner Herkunft aus dem Kakaoland und untrennbar verbunden mit dieser Region im Nordosten Brasiliens. Aus einer Familie kleiner Kakaopflanzer stammend, mauserte Jorge Amado sich bereits im Alter von 15 Jahren zum Journalisten und Schriftsteller und absolvierte wenige Jahre später ein Jura-Studium in Rio de Janeiro. In den 30er und 40er Jahren engagierte der junge Autor und Lektor sich revolutionär und politisch in der kommunistischen Bewegung. Unter seinen Werken aus dieser Zeit finden sich daher auch politische Schriften wie die Trilogie Katakomben der Freiheit. Jene 'wilden' Jahre waren eine endlose Folge von Verhaftungen, Exil und Rückkehr für den überzeugten Atheisten und Bolschewisten. Nach mehreren Gefängnisaufenthalten aus politischen Gründen lebte Amado 1941 in Argentinien und Uruguay im Exil. Als Abgeordneter der Kommunistischen Partei saß er einige Jahre später im Parlament Brasiliens, ging jedoch nach dem Verbot der KP 1948 abermals in politisches Asyl nach Prag und Paris. Aus dem Zufluchtsland Frankreich wurde Amado jedoch ausgewiesen, und so kehrte er 1952 in sein Heimatland zurück. Seitdem lebt er in Salvador da Bahia. Mit seinem "Bahia-Zyklus" (Das Mietshaus, Herren des Strandes, Jubiabá und Tote See) widmet sich Amado dem Leben der proletarischen Klassen, beschreibt deren Armut und beständigen Kampf gegen die Verelendung. Mythologie und Religionen der afro-brasilianischen Kultur sind ebenfalls faszinierendes Herzstück dieser Werke. Der "Kakao-Zyklus" aus denselben Jahren (Im Süden, Kakao und Das Land der goldenen Früchte) beleuchtet Eroberung, Aufstieg und Niedergang der Kakaowirtschaft aus den gegensätzlichen Perspektiven der Plantagenarbeiter und der Großgrundbesitzer. Das 1958 veröffentlichte Gabriela wie Zimt und Nelken gehört zu den bekanntesten Büchern Amados. Darin erzählt er, eingebettet in lokalpolitische Ereignisse des Kakaostädtchens Ilhéus die Liebesgeschichte der nach Zimt und Nelken duftenden Mulattin Gabriela und dem Araber Nacib, der das Mädchen erfolglos in einen bürgerlichen Rahmen zu pressen versucht. Das Jahr 1954 markiert einen Wendepunkt in Jorge Amados Leben. Um an seinem nächsten Romanprojekt zu arbeiten, wandte er sich von der Kommunistischen Partei ab und wurde ausgeschlossen. Auch nachdem der erfolgreiche Autor sich ab Ende der 50er Jahre neue Themenspektren erschloss, weg von politisch zu eher sinnlich betonten Motiven, und die Literaturkritik ihm "Populismus" vorwarf, ist sein Erfolg und vor allem die Zuneigung der Brasilianer für ihn ungebrochen. Der Roman Tieta aus Agreste wurde erst kürzlich verfilmt, und zu Jorge Amados 80. Geburtstag im Jahre 1992 versammelten sich die Menschenmassen auf dem zentralen Platz der Altstadt Salvadors, um einem Konzert zu seinen Ehren zu lauschen. Christine Illy Schlagworte:Amazonas, Belletristische Darstellung, Brasilien, Liebe Systematik: $L-G Umfang: 383 Seiten Standort: $L-G Amado
Inhalt: Der Erstlingsroman von Robert Musil Die Verwirrungen des Zöglings Törleß über die sadistischen Spiele und den Seelen-Terror einer Reihe von Internatszöglingen aus den oberen sozialen Schichten nahm in vielem das Bild der kommenden Diktatur und der Vergewaltigung des Individuums durch die Mehrheit und das System vorweg. Entstehung: Musil war 22 Jahre alt, als die Arbeit an seinem ersten Roman begann, trotz seiner Jugend schon Ingenieur und er fühlte sich in seinem Beruf unzufrieden und gelangweilt. So setzte er sich in diesem Buch mit den eigenen Erfahrungen als Zögling von k.u.k. Militärerziehungsanstalten auseinander, die er 1892 bis 1897 in Eisenstadt und Mährisch-Weißkirchen durchlaufen hatte. Da es Musil zunächst nicht gelang, einen Verlag zu finden, schickte er das Manuskript dem prominenten und einflussreichen Kritiker Alfred Kerr, der es enthusiastisch feierte und Musil damit zum literarischen Durchbruch verhalf. Inhalt: Der junge Törleß, Sohn eines Hofrats, tritt in ein altehrwürdiges Konvikt ein, in dem die Sprösslinge der oberen Familien des Landes auf den Militär- oder Staatsdienst vorbereitet werden. Das Zusammenleben der Schüler ist von pubertären Nöten und homoerotischen Beziehungen geprägt. Törleß befindet sich in diesem Konvikt zunächst in einer komplizierten, von Depressionen geprägten Situation. Er empfindet sein Leben als sinnlos und sehnt sich nach einem anderen Dasein, von dessen Gehalt und Form er sich allerdings keine rechte Vorstellung machen kann. Ausbruchsversuche aus der behütet erscheinenden Bürgerwelt, eine Begegnung mit einer Dirne lösen in ihm heftige Gefühle aus, bringen jedoch keine Erfüllung. Das verhängnisvolle Geschehen setzt ein, als Basini, ein weicher, in seiner Entwicklung zurückgebliebener Junge, von Mitschülern des Kameradendiebstahls überführt wird. Statt ihn der Internatsleitung zu melden, beschließen die Zöglinge Beineberg und Reiting, die Bestrafung und Läuterung des Jungen selbst vorzunehmen. Der feinfühlige Törless, neugierig auf das Bösartige und Vulgäre, das die beiden verkörpern, beteiligt sich - angezogen und abgestoßen von dem Geschehen zugleich - eine Zeit lang an den Peinigungen und Demütigungen des Schülers Basini. In Törleß' Gegenwart wird er geprügelt, erniedrigt und zu homosexuellen Diensten missbraucht. Erst als sich die Quälereien zum Lynchexzess steigern, wendet Törleß sich ab und erreicht infolge einer vorgetäuschten Flucht die Entlassung aus der ungeliebten Anstalt und die Rückkehr zu seiner Familie. Wirkung: Das Buch von Musil war für seine Zeit eine ungewöhnliche, vom Thema her nahezu revolutionäre Arbeit, die in ihrer sprachlichen Form Vorläufer des später verbreiteten expressionistischen Stils war. Der Roman fand eine beachtliche Resonanz, der Erfolg öffnete dem Autor die Türen zu einflussreichen literarischen Kreisen Berlins und brachte ihm die Bekanntschaft mit Schriftstellern und Kritikern. 1966 wurde der Stoff von Volker Schlöndorff verfilmt. R. F. Systematik: $L-G Umfang: 190 S. Standort: $L Musil ISBN: 978-3-7632-4809-4
Inhalt: Ein früher Javier Marias, der Hans-Peter Kunisch sehr bewegt hat; "hier ist", schreibt er, "schon alles da, was Marias bekannt gemacht hat, und es ist gut, dass man es wieder lesen kann" - nicht mehr, vor allem aber nicht weniger als das. Man dürfe bei Marias nicht nach originellem Stoff suchen; er sei eher die "Sorte mittelalterlicher Mönch, dem beim Abschreiben der Handschriften fad wird und der sie nach anfänglichen, an den Rand gekritzelten Kommentaren zu verändern beginnt". Hier ist es laut Kunisch die Dreiecksgeschichte von zwei Männern und einer Frau, die variiert werde: ein belgischer Geschäftsmann, seine spanische Frau Natalia und der Ich-Erzähler, ein erfolgreicher Tenor. Der Belgier, zu Beginn noch ein unwahrscheinlicher Kandidat für die Rolle des Titelhelden, stellt sich als der "Gefühlsmensch" heraus, doch Natalia verlässt ihn - und am Ende auch den Tenor, zu dem sie übergewechselt war. Es gehe, schreibt Kunisch, nicht um die gelebten Beziehungen, nicht um eine "Ehezustandsbeschreibung", sondern um den "Moment des Übergangs" von einer Geschichte zur anderen. Und um die Erinnerung, aus der in den Sekunden nach einem morgendlichen, traumschweren Erwachen im Kopf des Erzählers ein ganzer Roman wird. Der jetzt wieder auf Deutsch lieferbar ist. Systematik: $L-G Umfang: 188 S. Standort: $L Mari ISBN: 978-3-608-93437-3
Inhalt: Zwischen 1949 und 1951 entstandener - bisher unveröffentlichter - Roman aus dem Nachlaß des Nobelpreisträgers, in dem er sein Grundthema "Deutschland in der Nachkriegszeit" erstmals behandelt hat.
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