Inhalt: Ein weißer Südafrikaner - Junggeselle, erfolgreich in Beruf und Liebesaffairen - sieht sich durch die Leiche eines Schwarzen auf seinem Landsitz wider Willen mit den gesellschaftlichen Problemen seines Landes konfrontiert. Anspruchsvoller, nicht gradlinig erzählter Anti-Apartheid-Roman.
Aus d. Engl. übers. - Lizenz d. Claassen Verl., Düsseldorf Systematik: $L-G Umfang: 334 S. Standort: $L Gord ISBN: 978-3-10-027012-2
Inhalt: Während einer Autotour an die Westküste läßt Stevens, ein englischer Butler, jene Tage Revue passieren, als unter seineAnleitung 17 Dienstboten für seine Lordschaft in DarlingtonHall sorgten. Der Roman voll feinsinniger Kritik an der britischen Socie Schlagworte:Ishiguro, Kazuo, Nobelpreis für Literatur <2017> Systematik: $L-G Umfang: 285 S. Standort: $L Ishi ISBN: 978-3-498-03210-4
Inhalt: Der Debütroman von James Jones über eine US-Einheit während des Zweiten Weltkriegs auf Hawaii schildert den tragischen Widerspruch zwischen dem nach Freiheit strebenden Einzelnen und der autoritären Struktur des Militärs. Inhalt: In der Schofield-Kaserne leistet der junge Soldat Robert Prewitt aus Kentucky, ein begabter Hornist und Boxer, Dienst im Trompetenkorps. Der junge, idealistische Südstaatler aus armen Verhältnissen liebt die Armee und glaubt, dass die Dienstvorschriften dem Soldaten ein Minimum an menschlicher Würde garantieren. Doch hat er zahlreiche Nackenschläge einzustecken. Im Trompetenkorps muss er einem dilettantischen Vorgesetzten gehorchen, nachdem er sich im Bordell eine Geschlechtskrankheit eingefangen hat, wird er zur Infanterie strafversetzt. Der dortige ehrgeizige Kompaniechef Captain Dana Holmes will mit ihm unbedingt die Militär-Boxmeisterschaft gewinnen. Als Prewitt sich weigert zu boxen, weil er im Ring einen Gegner blind geschlagen hat, lässt Holmes ihn durch Schikanen systematisch provozieren. Vor allem der brutale Sergeant Fatso Judson reizt Prewitt so lange, bis er im Militärgefängnis landet. Als man ihn nach Monaten schlimmer Misshandlungen freilässt, tötet er Judson im Kampf und desertiert. Im Versteck bei der Dirne Alma hört er vom japanischen Angriff auf Pearl Harbor und will zur Truppe zurückkehren, wird aber von einem US-Posten aus Versehen erschossen. Aufbau: Jones erzählt Armeedienst und Krieg aus der Perspektive von Einzelpersonen. Prewitt ist ein individualistischer Künstlertyp, der in der harten Welt der Uniformierten nicht überleben kann. Weitere Hauptfiguren sind u. a. der Italoamerikaner Angelo Maggio, der - nicht weniger rebellisch, aber schlauer als Prewitt - sich den ständigen Schikanen seiner Vorgesetzten durch Einweisung ins Hospital entzieht. Sergeant Milton Warden, der zwischen Soldaten und Offizieren zu vermitteln sucht, ist ein besonnener Realist. Allerdings gerät er in einen schweren inneren Konflikt, als er mit der Frau von Captain Holmes eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Minutiös schildert Jones den Alltag des Soldatenlebens zwischen Drill und Gehorsam in der Kaserne, Alkohol und Sex in Kneipen sowie Bordellen, Schikanen und Misshandlungen im Gefängnis. Er greift Themen des Existenzialismus der 1950er Jahre auf wie Isolation, Desillusionierung und das Überleben in einer Welt ohne Gott. Diesem Dilemma sucht der Mensch mit Verweigerung und Auflehnung zu entkommen - meist vergeblich oder für einen hohen Preis. Im männlichen Kosmos von Jones, den der Autor am eigenen Leib erlebte, haben Frauen wenig zu sagen. Sie sind in dem Roman nur klischeehaft dargestellt. Wirkung: Verdammt in alle Ewigkeit wurde 1951 mit dem National Book Award ausgezeichnet. Die Schilderung sadistischer Szenen und sexueller Details in der vermeintlich »glorreichen« US Army schockierte die Öffentlichkeit in Amerika, sorgte aber für hohe Auflagen. Der enorme Erfolg des Buches trieb Jones zur Fortsetzung des Themas mit leicht abgewandelten Figurenkonstellationen in den Romanen Der tanzende Elefant (1962) und Heimkehr der Verdammten (1978 postum). Fred Zinnemanns Verfilmung von Verdammt in alle Ewigkeit (1953) mit Frank Sinatra, Montgomery Clift, Burt Lancaster und Deborah Kerr ist mit acht Oscars einer der erfolgreichsten Kriegsfilme aller Zeiten. B. B. Schlagworte:Krieg Systematik: $L-G Umfang: 563 S. Standort: $L Jones
Inhalt: Das goldene Notizbuch von Doris Lessing gehört zu den klassischen Romanen der Frauenbewegung, das die Situation der Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung dokumentiert. Inhalt: Das goldene Notizbuch ist eine Darstellung der psychologischen Krise, in der sich die Schriftstellerin Anna Wulf, eine aus Südafrika stammende, in London lebende Schriftstellerin, befindet. Erzählt werden die Jahre 1950-57, in denen Anna mit Hilfe verschiedener Tagebücher ihre Depressionen zu überwinden versucht. Jedes Tagebuch schildert eines der verschiedenen Leben der Protagonistin: Schwarz enthält die afrikanischen Erinnerungen, Rot ihr politisches Engagement in London, Gelb ihre literarischen Ideen und Blau ihr Alltagsleben. Durch das Schreiben kommt Anna mit sich selbst ins Reine, lernt ihre eigenen Schwächen zu akzeptieren. Als sie dies erreicht hat, schließt sie die einzelnen Tagebücher mit einem Schlussstrich ab und führt ihre vier Identitäten in einem »goldenen Notizbuch« zusammen. Aufbau: Mit Das goldene Notizbuch hat Lessing den konventionell-realistischen Erzählstil ihrer ersten Bücher überwunden und eine eigenständige Form gefunden. Das verschachtelte Schema ihres Buchs, das vielen Lesern Probleme bereitete, erklärte die Autorin im 1971 verfassten Vorwort zur Neuauflage folgendermaßen: »Es gibt ein Skelett oder einen Rahmen, genannt "Ungebundene Frauen", der einen konventionellen kurzen Roman darstellt, etwa 60 000 Wörter lang, und der für sich allein stehen könnte. Aber er ist in fünf Abschnitte geteilt und durch die jeweiligen Stadien der vier Notizbücher, Schwarz, Rot, Gelb und Blau, unterbrochen.« Zwischen den vierten und den fünften Teil des Romans hat Lessing das 37 Seiten umfassende Goldene Notizbuch eingeschoben, die Synthese der vier Leben ihrer Heldin Anna Wulf. Die Einträge in die verschiedenen Tagebücher hat Lessing mit Kommentaren wie »Hier endete Annas Handschrift« oder »Schwarzer Strich quer über die Seite« versehen, um ihnen den Anstrich authentischer Dokumente zu geben. Wirkung: Das goldene Notizbuch gehört zu den Bestsellern des 20. Jahrhunderts. Als das Buch 1978, 16 Jahre nach Erscheinen der englischen Originalausgabe, in Deutschland veröffentlicht wurde, machte es die Autorin hier zu Lande über Nacht zu einer Kultfigur der Frauenbewegung. Lessing selbst legte allerdings Wert darauf, wie sie u. a. im 1971 verfassten Vorwort zu Das goldene Notizbuch schrieb, dass dieser Roman »keine Posaune für Woman's Liberation« ist. Erst von Verlegern und Freunden habe sie erfahren, »dass ich einen Traktat über den Geschlechterkampf geschrieben hatte, und entdeckte rasch, dass nichts, was ich einwendete, diese Beurteilung ändern konnte«. Die Protagonistin Anna Wulf wurde von den Lesern unterschiedlich bewertet: Die einen sahen in Anna eine Symbolfigur der Frauenbewegung, die anderen zählten sie zu den Unemanzipierten, weil sie nur mit Unterstützung ihres Geliebten Saul Green ihre Krise überwinden kann. M. E. Systematik: $L-G Umfang: 633 S. Standort: $L Less
Inhalt: Der Untertan von Heinrich Mann gilt als die schärfste Satire auf die machtverherrlichende, nationalistische Gesellschaft unter der Regierung von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941). Entstehung: Erste Notizen gehen bis auf 1906 zurück. Die kontinuierliche Arbeit am Roman fällt in die Zeit 1911/12-14. Abgeschlossen war er bereits Anfang Juli 1914, zwei Monate vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Ein Vorabdruck in der Illustrierten Zeit im Bild (ab 1. Januar 1914) musste vorzeitig abgebrochen werden, da, wie der Herausgeber an Mann schrieb, »im gegenwärtigen Moment nicht in satirischer Form an den deutschen Verhältnissen Kritik geübt werden könne«. 1916 erschien Der Untertan als Privatdruck; erst unmittelbar nach Kriegsende wurde der Roman veröffentlicht. Inhalt: In sechs Großkapiteln wird die Aufstiegsgeschichte des Kleinstadtpotentaten Diederich Heßling erzählt, der um 1870 geboren wird: ein symbolträchtiges Datum, das den Protagonisten als Repräsentanten der spätgründerzeitlichen Epoche erscheinen lässt. Im Zentrum der Lebensgeschichte Heßlings stehen die Jahre 1890-97. Diederich erfährt seine frühe Prägung als empfindsames Kind eines Kleinunternehmers, das in seiner Individualität gebrochen wird durch die als schrankenlos erfahrene Macht des Vaters und anderer »furchtbarer Gewalten« vom »lieben Gott« bis zum Schullehrer, denen das Kind Gehorsam leisten muss. Der Heranwachsende entwickelt gegenüber Machtpersonen autoritäre Unterwürfigkeit, gegenüber Schwächeren hält er sich aggressiv schadlos - der Untertan als sadomasochistischer Sozialtyp wird erzogen, nicht geboren. Mit seinem Studium der Chemie in der Reichshauptstadt Berlin vollendet sich das Untertanen-Profil Diederichs: Er wird Mitglied der Studentenverbindung der »Neuteutonen«, die ihn lehrt, sein Individual-Ich an das »große Ganze« von Wissenschaft, Korporation, Militär, Bürokratie, deutschnationaler Partei, Staatskirche und Monarchie abzutreten. Als glühender Monarchist kehrt Heßling aus Berlin in seine Heimatstadt Netzig zurück. Die Geschäftsübernahme der kleinen Papierfabrik seines verstorbenen Vaters gestaltet sich als bewusste Imitation des Regierungsantritts von Kaiser Wil- helm II. Es gelingt Heßling, durch Anpassung an den nationalen Zeitgeist, durch Intrigen, Denunziation und Betrug nicht nur seine Konkurrenten auszuschalten und die Papierfabrik hochzubringen, sondern auch politisch und ökonomisch die Macht in Netzig an sich zu reißen. Er wird Großaktionär einer Papier-Aktiengesellschaft und deren Generaldirektor, er schafft es, durch Manipulationen die Aktienmehrheit an sich zu bringen und seine eigene Fabrik ertragreich zu verkaufen, er kontrolliert die städtische Presse sowie die lokale Verwaltung und er wird so zur politisch einflussreichsten Person von Netzig. Sein sozialer Aufstieg vollendet sich auf der familialen Ebene. Er heiratet gezielt die begüterte Guste Daimchen und hat mit ihr drei Kinder, deren weitere Lebensgeschichte unschwer zu prognostizieren ist - der Weg des Untertanen wiederholt sich. Aufbau: Der negativen »Bildungs«- und Aufstiegsgeschichte des Deutschnationalen Heßling entspricht eine Abstiegsgeschichte - der Niedergang und die gesellschaftlich-ökonomische Deklassierung der durch die Tradition des bürgerlichen Liberalismus geprägten Honoratiorenfamilie Buck. Deren Seniorchef verkörpert als überlebender "Achtundvierziger" die politische Vorstellungswelt des revolutionären Bürgertums, während für seinen Sohn Wolfgang das altliberale Ethos der Volkssouveränität und der Sorge um das öffentliche Wohl nur noch Rhetorik darstellt. Als Gegenspieler Heßlings verachtet Wolfgang Buck eine Bourgeoisie, die ihre freiheitlichen Ursprünge verraten hat und reagiert darauf aber als Ästhet und Intellektueller. Er "durchschaut", wo der stramm-nationale Bourgeois-Bürger Diederich »blitzend, gesträubt und blond gedunsen« agiert. Der Roman arrangiert in analytischer Absicht Wirklichkeitsmaterial zu satirischen Wirklichkeitsbildern. Dabei geht es nicht um einen naturalistischen Abbildrealismus, sondern um eine Typisierung von Mentalitaten und sozialen Mechanismen, welche die Realität zur Kenntlichkeit entstellen. Wirkung: Der Roman wurde ein überwältigender Erfolg. Bis heute ist die Kritik an diesem satirischen »Bürgerspiegel« von konservativer Seite nicht abgerissen. Unter der Regie von Wolfgang Staudte wurde Der Untertan 1951 verfilmt. R. W. Systematik: $L-G Umfang: 496 S. Standort: $L Mann ISBN: 978-3-10-047817-7
Inhalt: Roman aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Im Mittelpunkt des auf einige Tage zusammengedrängten Geschehens: ein Amerikaner, der unerschrocken im Angesicht des Todes sich selbst und der Sache der Republikaner treu bleibt. (Erstausg.: 1940)
Inhalt: Der Roman Radetzkymarsch, ein kunstvolles und bezauberndes Requiem auf das alte Österreich, ist das bekannteste und berühmteste Werk von Joseph Roth. Der poetische Geist und die weise und melancholische Toleranz dieses literarischen Abgesangs auf ein Weltreich machen das Buch zu einem unvergänglichen Zeugnis europäischer Erzählkultur. Inhalt: Im Schicksal der Familie Trotta durch drei Generationen erscheinen die Geschichte und der Niedergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie von der Schlacht bei Solferino (1859) bis zum Tod Kaiser Franz-Josephs 1916. Der Großvater Joseph Trotta, treuer Soldat und »Held von Solferino«, da er dem jungen Kaiser in der Schlacht das Leben rettete, zieht sich resigniert aus der Armee zurück, als er bemerkt, dass seine Tat in den Schulbüchern zu einer die Wahrheit beugenden Heldenlegende verklärt wird, und der Staat nicht bereit ist, dies zu korrigieren. Der Vater, ein biedermännischer Staatsbeamter, fügt sich rechtschaffen und pflichtbewusst ins staatliche Netz ein, erlebt jedoch den unmerklichen Niedergang der Monarchie. Sein streng erzogener Sohn hingegen will den ihm zugewiesenen Platz nicht einnehmen, kann dem aber auch keine Alternative entgegensetzen. Als »Enkel« des Helden von Solferino sieht er nur mehr Vergangenheit, aber keine Zukunft. Die Werte seiner Vorfahren sind ihm zuwider, er verfällt dem Alkohol und dem Glücksspiel. Was bleibt, ist der Tod »in Haltung«, er fällt im Ersten Weltkrieg. Im Sterbemoment mischen sich in seinem Innern die Klänge des Radetzkymarsches mit jenen der Schüsse, die nicht nur seinen Tod, sondern auch den Untergang der Monarchie bedeuten. Der Epilog schildert die beiden letzten Lebensjahre des Vaters von Carl Joseph. Der Bezirkshauptmann stirbt 1916, eben an dem Tag, als der Kaiser beigesetzt wird. Beide konnten Österreich nicht überleben. Struktur: Roth fasst das historische Panorama der Monarchie zwischen 1859 und 1916 in ein literarisches Porträt von enormer Dichte. Erzählt wird Radetzkymarsch hauptsächlich aus der Sicht des müden Enkels des Helden von Solferino, Carl Joseph Trotta. In der Person des Großvaters sowie des Vaters setzte Roth zwei Vertreter der tragenden Säulen des österreichischen Vielvölkerstaates in Szene: der Armee und des Beamtentums. Diese beiden Institutionen verkörperten die österreichische Staatsidee, der Roth angesichts des aufkommenden Faschismus immer heftiger nachtrauerte, am nachhaltigsten. An ihrem Beispiel konnte der Autor seine Interpretation der Geschichte des Niedergangs prägnant darlegen. In den Einzelschicksalen der Personen schildert er die Faktoren dieses Niedergangs. Wirkung: Radetzkymarsch gilt vielen als Meisterwerk des Autors. Einem größeren Publikum wurde der Roman allerdings erst im Zuge der Herausgabe des Gesamtwerks durch den Gustav Kiepenheuer Verlag seit 1950 bekannt, da die Werke von Roth 1933-45 verboten waren. Eine erste Verfilmung des Buchs für das Fernsehen sorgte 1965 in Österreich für einen Skandal, da die Darstellung des greisen Kaisers Franz Joseph von vielen als Majestätsbeleidigung angesehen wurde. 1993 wurde der Roman von Axel Corti erneut für das Fernsehen verfilmt. R. F. Schlagworte:Familie Systematik: $L-G Umfang: 413 S. Standort: $L Roth ISBN: 978-3-462-02800-3
Inhalt: Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Emigrationserlebnisse schildert der Roman von Anna Seghers auf bewegend-dokumentarische Weise die tragischen Lebens- und Schicksalswege der Verfolgten des Nationalsozialismus im besetzten Frankreich des Jahres 1940/41. Transit überzeugt gleichermaßen als politische Stellungnahme gegen den faschistischen Terror wie als Klage über die seelisch-existenziellen Folgen der Vertreibung ins Exil. Inhalt: Im Mittelpunkt von Transit steht - wie in dem ersten Roman der Autorin über die Zeit des Nationalsozialismus Das siebte Kreuz - ein junger deutscher Arbeiter, der aus einem Konzentrationslager nach Frankreich fliehen kann, dort aus der Internierungshaft entkommt und in Paris untertaucht. Nach der Invasion deutscher Truppen im Sommer 1940 gelangt Seidler, wie sich der Deutsche nennt, zufällig in den Besitz der Habseligkeiten eines Toten, darunter ein gültiges Einreisevisum für Mexiko. Die Flucht führt den Protagonisten weiter nach Marseille, das damals Tausende Emigranten beherbergte, die von dort Europa Richtung Übersee zu verlassen hofften. Im Gewimmel der Flüchtlinge, die sich verzweifelt und zumeist aussichtslos um Ausreisemöglichkeiten bemühen, lernt der Romanheld die junge Deutsche Marie kennen - die Ehefrau des Mannes, durch dessen Selbstmord Seidler mit Personalpapieren versorgt wurde. Seidler, der sich den Emigrantenkreisen gegenüber distanziert verhält, verheimlicht Marie den Tod ihres Ehemanns, wird jedoch ihr und ihrem Geliebten erfolgreich Visa und Schiffspassagen beschaffen. Seine eigene Ausreise bereitet Seidler trotz guter Aussichten allerdings nurmehr unzureichend vor: Er hat eingesehen, dass jede Weiterflucht sinnlos ist, taucht auf dem Land unter und schließt sich dem französischen Widerstand an. Das Emigrantenschiff, auf dem sich Marie befindet und das auch Seidler hätte befördern sollen, wird auf dem Atlantik versenkt. Aufbau: Wie Das siebte Kreuz wird auch der Aufbau von Transit maßgeblich durch Seghers' ausgefeilte Episodentechnik bestimmt, die eine umfassende und überzeugende Darstellung der Existenzbedingungen in der Emigration ermöglicht. Um den Protagonisten und Ich-Erzähler gruppiert die Verfasserin eine Vielzahl von Figuren, deren tragische Einzelschicksale zusammengenommen alle Facetten des »Lebens auf der Flucht« widerspiegeln. Dabei konzentriert sich Seghers einerseits darauf, das Elend der Emigration als unmittelbare Folge des europäischen Faschismus, vor allem des deutschen Nationalsozialismus, anzuklagen. Andererseits veranschaulicht die Autorin auf diese Weise, dass der Gang ins Exil für die Betroffenen - neben allen materiellen Nöten - zugleich den unumkehrbaren Verlust ihrer bisherigen Identität bedeutet. Wie der Alltag der Emigranten von der menschenunwürdigen, meist erfolglosen Jagd nach rettenden Transit-Visa bestimmt ist, verformt sich das Dasein der Flüchtenden zunehmend zu einer ewig-vorläufigen, sinnbildlich »transitorischen« Existenz, die die Grenzen der eigenen Persönlichkeit schließlich unaufhaltsam verwischt. Wirkung: Der 1944 auf Englisch, 1945 auf Spanisch und erst 1948 auf Deutsch erschienene Roman gilt bis heute als eines der authentischsten und eindringlichsten Werke der Exilliteratur. Als überzeugende Symbiose von antifaschistischem Engagement, dokumentarisch vermittelter Augenzeugenschaft und künstlerischer Ambition trug Transit maßgeblich zum Renommee von Anna Seghers bei. T. S. Schlagworte:Belletristische Darstellung, Exil, Flucht, Nationalsozialismus, Vertreibung Systematik: $L-G Umfang: 268 S. Standort: $L Segh
Inhalt: Es beginnt mit dem Aufgang der Sonne. Langsam steigt sie, bis sie den höchsten Punkt erreicht hat. Dann sinkt sie und geht unter. Das Leben orientiert sich an dieser Sonne. Die Vögel werden langsam lebendig. Zur Mittagszeit singen sie leidenschaftlich. Die Farben ändern sich. Die Dunkelheit davor und danach verschleiert alles, die Möbel, die Häuser, die Landschaft. Morgens und wieder abends. An diesen Ablauf sind auch die Menschen gebunden. Sie stehen auf, sie legen sich schlafen. Sie sind jung, enthusiastisch, voller Erwartungen. Sie werden älter und sie werden sich dabei mehr und mehr ihrer Grenzen bewusst. Am Ende wartet die Nacht, die Grenze, der Tod. Virginia Woolf lässt ausschließlich ihre Charaktere sprechen. Bernard, Susan, Rhoda, Neville, Jinny und Louis schildern als Kinder ihre unmittelbaren Eindrücke von der Welt. Sie sprechen, aber nicht miteinander, auch wenn sich manche der beschriebenen Eindrücke überschneiden. Eigentlich sprechen die Charaktere überhaupt nicht. Sie denken und nehmen wahr. Sie führen innere Monologe. Sie werden in diesem Roman nie miteinander reden. Die eigentliche Handlung wird nur angedeutet, die Monologe durch kurze Naturbeschreibungen unterbrochen: die auf- und untergehende Sonne und die Tiere, die Blumen und das Meer, die sich mit der Sonne verändern. Parallell zu dieser ändert sich das Leben der sechs Freunde. Sie gehen zur Schule, zur Universität und später üben sie ihre Berufe aus. Der ehrgeizige Louis und der eloquente Bernard sind erfolgreiche Geschäftsleute, Susan heiratet einen Landwirt und zieht sich mit den gemeinsamen Kindern auf den Hof zurück. Die lebensfrohe Jinny stürzt sich ins Londoner Nachtleben und wechselt ständig ihre Partner. Die introvertierte Rhoda flüchtet in eine Traumwelt und begeht Selbstmord. Der homosexuelle Lyriker Neville kommt nicht über den Tod Percivals hinweg, ein gemeinsamer Freund, den die Sechs ihr Leben lang vergöttern. In der Zeit nach der Entstehung dieses Romanes können Kritiker nicht viel mit ihm anfangen. Er sei gekünstelt, ein reines Formexperiment. Diese Meinung hat sich mittlerweile geändert. Virginia Woolf führt konsequent fort, was sie bereits seit ihren frühen Arbeiten entwickelt. Mit dem oft als impressionistisch bezeichneten "Jacobs Zimmer" löst die Autorin das traditionelle Raum- und Zeitgefüge in der Erzählkunst auf. Diese Experimente bringt sie mit "Mrs Dalloway" und "Die Fahrt zum Leuchtturm" zur Vollendung. Zeitgleich schreibt Woolf literaturkritische Essays wie "Modern Fiction", in denen sie sich von der älteren Autorengeneration um H.G. Wells, John Galsworthy und Arnold Bennett distanziert. Diese Romanciers befassten sich mehr mit dem Körper als mit dem Geist. Statt dessen sollten sie in sich, in ihre Seele schauen. Das Leben scheine dann weit von dem entfernt, was ihre naturalistischen Romane mit ihrer detailgetreuen Wiedergabe der Umwelt als "Leben" darstellen. Woolf lobt die Autoren des russischen Naturalismus, die die Seele, den Geist nicht vernachlässigen. James Joyce ist für Woolf das Gegenextrem. Der innere Monolog, wie Joyce ihn ausführt, ist ihr zu sehr auf das Bewusstsein fixiert. Woolf strebt einen Mittelweg an, eine Ergründung der Psyche, eine Ausführung der Gedanken, aber Woolfs Figuren formulieren ihre Gedanken, als würden sie sie aussprechen. Wenn Bernard, Susan, Rhoda, Neville, Jinny und Louis denken, dann schreibt Woolf immer "sagt Bernard" oder "sagt Susan". Dies entspricht ihrer Idee vom modernen Roman. Die Menschen denken, was sie so auch sagen würden. Aber es bleiben intime Gedanken, Impressionen und Reflexionen. "Die Wellen" zu lesen, erfordert Zeit und Geduld. Die Sprache ist näher an einem Gedicht als an Prosa. Die einzelnen Gedanken der Charaktere sind kunstvoll miteinander verwoben, ebenso wie mit der Natur. Die aufgehende Sonne und die Wellen finden sich in den Monologen wieder. Es fällt auch deshalb schwer, den Roman zu lesen, weil Woolf uns die Grenzen unseres Daseins vor Augen führt. Der Tod ist immer gegenwärtig. Die sechs Freunde, so unterschiedlich sie sind, leben in geistiger Einsamkeit. Sie bereuen, trauern, hinterfragen ihr Leben und entdecken ihre Grenzen. Diese Erkenntnis treibt sie ins Unglück und als Leser wird man mitgetrieben, von der aufgehenden Sonne, der Hoffnung und Erwartungen bis in die Nacht, die Reue und den Tod. Von Boris Hänßler Systematik: $L-G Umfang: 259 S. Standort: $L Wool ISBN: 978-3-518-22337-6
Inhalt: Herzog bildet für viele den Höhepunkt in Saul Bellows Karriere. Die brillante Erzähltechnik und die Prägnanz der intellektuellen Abschweifungen sicherten dem Autor den Status als einer der wichtigsten US-Nachkriegsautoren. Inhalt: Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratet Professor Moses Herzog die schöne, aber neurotische Madeleine und bezieht mit ihr ein entlegenes Landhaus in Massachusetts. Hier schreibt Herzog mit Schwierigkeiten an seinem Buch über die europäische Romantik, die er wegen ihrer Lebensfeindlichkeit immer kritischer betrachtet. Herzog und seine Frau lernen ein anderes junges Pärchen, die Gersbachs, kennen. Der egozentrischen Madeleine gefällt das ländliche Leben bald nicht mehr, sie will wieder in einer großen Stadt leben. Mit ihrem Töchterchen ziehen sie nach Chicago, wo Herzog den Gersbachs Arbeit besorgt. Kurz nach der Ankunft lässt sich Madeleine von Herzog scheiden, woraufhin er fast zusammenbricht. Nachdem Herzog nach New York gezogen ist, erfährt er, dass Madeleine seit längerem mit seinem Freund Valentine Gersbach fremdgeht und alles geplant hatte. In New York lernt Herzog Ramona kennen, eine attraktive und natürliche Frau. Durch ihre Wärme und Güte erlangt er wieder ein positives Bild vom Leben. Mit gestärktem Selbstbewusstsein fliegt er nach Chicago, wo er die Ermordung von Madeleine und ihrem Liebhaber plant, den zerstörerischen Gedanken aber wieder verwirft. Danach kümmert er sich verstärkt um seine Tochter und besucht mit ihr ein Aquarium und hat einen Autounfall. Die Polizei nimmt ihn wegen einer unregistrierten Pistole fest, die in seiner Tasche gefunden wird. Nach kurzer Haft, seinem Tiefpunkt, kehrt er verzweifelt und allein zu seinem Landhaus zurück, wo er den Kontakt zur Welt abbricht. In seiner Einsamkeit zieht er Bilanz und schreibt fragmentarische Briefe. Der Besuch seines Bruders und Ramona deutet an, dass er sich wieder der Gesellschaft anschließen wird. Aufbau: Ein kurzer Aufenthalt Herzogs in seinem Landhaus bildet den äußeren Rahmen des Romans. Die bruchstückhafte Struktur der inneren Geschichte in seinem Kopf spiegelt die Unruhe und Verwirrung der Titelfigur. Erinnerungen, Monologe, Briefe und philosophische Exkurse geraten durcheinander und bilden den Kern des Werks. Die auffälligen Brieffragmente, die er ständig aus Ärger und Frust schreibt, aber so gut wie nie vollendet oder abschickt, sind nicht nur Symptome seiner geistigen Krankheit, sondern auch Selbsttherapie. Am Ende des Romans bricht er aus seiner Introvertiertheit heraus und hört auf zu schreiben, was als Zeichen seiner Genesung angesehen werden kann. Wirkung: Herzog erlebte gleichzeitig enormen Zuspruch und kritische Anerkennung. Der unterdrückte persönliche Frust im Werk nahm die sozialen Unruhen vorweg, die Ende der 1960er Jahre ihren Höhepunkt erreichten. Der Reichtum an philosophischen Ideen stieß auf große Resonanz, Bellows Ablehnung der Philosophie des Leidens, die der damals populäre Existenzialismus von den Romantikern erbte, wurde positiv aufgenommen. Systematik: $L-G Umfang: 444 S. + Beiheft Standort: $L Bell
Inhalt: Samuel Becketts 1947/48 entstandener Roman Molloy bildet den ersten Band einer Trilogie, die in einer bis heute einzigartigen literarischen Konsequenz die Begrenztheit menschlicher (Ich-)Erkenntnis und das Scheitern der Sprache an sich selbst behandelt. Inhalt: Zu Beginn des Romans findet sich der Titelheld Molloy im Zimmer seiner verstorbenen Mutter wieder. Er erinnert sich nicht, wie er dort hingelangt ist, noch kennt er den Besucher, der ihm regelmäßig einige Seiten seiner niedergeschriebenen Erinnerungen abverlangt. Molloys Bericht setzt mit der Schilderung einer Begegnung ein, die er beobachtet hat: Von einem Felsen aus folgt er dem Pfad zweier Männer. Während der eine sich aus der Stadt, in der Molloy seine Mutter zu finden hoffte, entfernt, bewegt sich der andere darauf zu. Als ihre Wege sich kreuzen, bleibt unklar, ob sie einander kennen. Der immer hinfälligere Molloy verirrt sich zunächst ans Meeresufer, dann in einen dichten Wald. Kriechend gelangt er schließlich wieder nach Bally - die Handlung verläuft im Kreis und endet dort, wo sie begann. Im zweiten Teil des Romans berichtet der Agent Jacques Moran, wie er von Gaber, einem Boten seines Chefs, den Auftrag erhielt, Molloy ausfindig zu machen. Gemeinsam mit seinem Sohn begibt sich Moran auf die Suche. Er begegnet einem Fremden, bei dem es sich der Beschreibung nach um einen der beiden Männer handeln könnte, die Molloy zu Beginn seines Berichts beobachtet hat. Am nächsten Tag nähert sich Moran ein weiterer Mann, der ihn nach dem ersten fragt. Moran tötet ihn, ohne recht zu wissen, warum. Moran lässt sich von seinem Sohn in die Gegend von Bally bringen. Gaber taucht auf und eröffnet ihm, dass die Angelegenheit Molloy erledigt sei, und Moran kehrt zurück nach Hause. Dem Befehl einer Stimme folgend, beginnt er, einen Bericht zu verfassen. Wie Molloys Geschichte endet auch die von Moran dort, wo sie begann. Aufbau: In ihrem Aufbau entsprechen die zwei Teile des Romans den Bewusstseinszuständen der beiden Ich-Erzähler Molloy und Moran. Während der gleichmäßige Erzählfluss Molloys nur durch einen einzigen Absatz unterbrochen wird, ist der Bericht des bürgerlichen und gewissenhaften Moran vielfach durch Absätze gegliedert. Beide sind auf ihrer Reise im Kreis gelaufen und keiner von ihnen hat diejenige Person gefunden, die er suchte. Wirkung: Beckett hat den in Molloy beschriebenen Prozess der allmählichen Paralyse und des Ich-Verlusts in den Romanen Malone stirbt (Malone meurt, 1948) und Der Namenlose (L'innommable, 1952) fortgesetzt. In der New York Times wurde Beckett 1956 mit den Worten zitiert: »Im letzten Buch, Der Namenlose, kommt es zu einer vollkommenen Auflösung. Kein ICH, kein HABEN, kein SEIN. Kein Nominativ, kein Akkusativ, kein Verb. Es ist nichts mehr da, um weiterzumachen.« Mit seiner Trilogie gab Beckett dem zeitgenössischen Romanschaffen entscheidende Impulse, deren Stärke mit dem Einfluss Franz R Kafkas auf dieselbe Generation vergleichbar ist. B. S. Systematik: $L-G Umfang: 236 Seiten Standort: $L Beck
Inhalt: Neuausgabe der (1928-1932 entstandenen) Romantrilogie, in der Broch am Beispiel dreier Einzelschicksale den allmählichen Zerfall der Wertvorstellungen zwischen 1888 und 1918 schildert. Die chronologisch auf die Jahre 1888, 1903 und 1918 verteilte Romantrilogie von Hermann Broch gibt einen Querschnitt der Wilhelminischen Epoche, der den allmählichen Verlust einer veralteten Werteordnung und das Aufkommen der rational und funktional orientierten Moderne an Charakterbeispielen darstellt. Inhalt: Im ersten Teil, Pasenow oder die Romantik, geraten unter dem Einfluss des Kaufmanns Eduard von Bertrand die religiösen Überzeugungen und das patriotische Pflichtgefühl des Gutsbesitzersohns Joachim von Pasenow ins Wanken. Dennoch entzieht er sich der unglücklichen Affäre mit dem Animiermädchen Ruzena, um in der Ehe mit der zum Tugendideal verklärten Elisabeth von Baddensen einen den starren gesellschaftlichen Konventionen entsprechenden Ersatz für die metaphysische Leere seiner Existenz zu finden. Der entlassene Buchhalter August Esch, Vertreter des kleinbürgerlich-proletarischen Milieus, begegnet seiner als willkürlich erlebten Umwelt im zweiten Teil, Esch oder die Anarchie, mit zunehmendem Realitätsverlust. Eine »anarchische« Opfer- und Erlösungsfantasie leitet seinen Plan, den für den Kopf einer Weltverschwörung gehaltenen Mannheimer Industriellen Bertrand zu beseitigen. Die Ehe mit der älteren Gastwirtin Gertrud Hentjen zügelt den »falschen« Idealismus. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs gelangt der gelernte Kaufmann Wilhelm Huguenau, Hauptfigur des dritten Teils, Huguenau oder die Sachlichkeit, durch Betrug und mit Hilfe des Stadtkommandanten Joachim von Pasenow in den Besitz der Druckerei des ermordeten August Esch. Die Geschichte des Opportunisten ist um die Parallelerzählungen des Leutnants Jaretzki, des Maurers Gödicke und der Hanna Wendling ergänzt, die für Vereinsamung und körperliche wie geistige Versehrtheit stehen. Der vom Intellektuellen Bertrand Müller vorgetragenen Abhandlung über den Zerfall der Werte steht zudem die Geschichte eines Heilsarmeemädchens in Berlin als poetischer Kontrast gegenüber. Aufbau: Ein traumartiger Schwebezustand, in dem das »Nicht mehr« und das »Noch nicht« eines eminenten gesellschaftlichen Umbruchs als irrational und vorbewusst erlebt wird, bestimmt das Handeln der Figuren. Der Versuch, sich einen Lebenssinn zu geben, scheitert am Konflikt der individuellen Werteordnung mit der Realität. Wurde Pasenow von einer »romantisch«-religiösen Fantasie geleitet, war es bei Esch ein »anarchisches« Ideal der Befreiung, das durch erotische Abenteuer kompensiert wurde. Huguenau typisiert den »sachlichen«, modernen, d. h. »wertfreien«, egoistischen Menschen einer neuen Zeit. Broch stellt den Wandel in unterschiedlichen Stilen dar. Die Geschlossenheit des ersten Teils bricht gegen Ende des Romans auf, um in einer parallelen Anordnung verschiedener Erzählstränge die plurale, polyphone Wirklichkeit abzubilden. Dabei sind die Romanteile durch Wiederholungen und Anspielungen, Motive, Symbole und Namen kunstvoll miteinander verbunden. Der Unmöglichkeit, die Welt in ihren zahlreichen Facetten zu erkennen, setzt Broch unter dem Einfluss so unterschiedlicher Denker wie Ernst R Bloch, James R Joyce, Immanuel R Kant, Sören R Kierkegaard, Georg R Lukács oder Heinrich R Mann den Nachweis einer über die Form des Romans herstellbaren Totalität entgegen und beendet den Text mit einer paulinischen Erlösungsutopie. Wirkung: Besonders unter Schriftstellern sind Die Schlafwandler, denen ein Erfolg aufgrund der nationalsozialistischen Machtergreifung zunächst nicht vergönnt war, von größtem Einfluss. Die gesellschaftliche Analyse in souverän angewandten Stillagen, die Einbindung unterschiedlicher Gattungen, die durch Zitate und Anspielungen erzeugte Offenheit und das hohe Maß an dichterischer Selbstreflexion wirken bis auf die Romanproduktion der Gegenwart. Systematik: $L-G Umfang: 790 Seiten Standort: $L Broch
Inhalt: Jaromil ist ein ebenso anrührender wie lächerlicher junger Mann, aus dem seine Mutter einen Dichter machen will (was nicht heißt, daß er nicht Talent, Gefühl und Phantasie hätte). Sie ist es auch, die ihn mit ihrem Ehrgeiz verfolgt und ihn sein Leben lang überallhin begleitet: die ihn zu seinen Liebeslagern geleitet und (ganz körperlich) bis zum Totenbett. Kunderas ironisches Epos einer Adoleszenz erhielt zahlreiche renommierte Preise und liegt nun in einer Neuübersetzung von Susanna Roth vor. Systematik: $L-G Umfang: 330 S. + Beiheft Standort: $L Kund
Inhalt: Der Roman Ulysses zählt aufgrund seiner neuartigen Erzähltechnik, seines vielschichtigen Aufbaus und seiner exemplarischen Zeitbehandlung zu den bedeutenden Werken der Literatur des 20. Jahrhunderts. Ulysses ist das moderne Gegenstück zu Homers Odyssee, ein parodistisch gesehener Katalog R homerischer Figuren, bei denen das Heroische kleinbürgerlich wird. Der Roman handelt u. a. von Irland, von der Bibel, vom Mittelalter, von der Auseinandersetzung mit den Weltreligionen und von der Geschichte der englischen Sprache. Entstehung: Joyce plante Ulysses ursprünglich als weitere »short story« der Sammlung Dubliner, doch zwischen 1914 und 1921 wuchs die Geschichte auf 800 Seiten, welche 1918 in The Little Review erschien. Inhalt: Die Handlung begleitet die Figur des Dubliner Juden Leopold Bloom - ein moderner Ahasverus und Odysseus - einen Tag lang, von acht Uhr morgens bis weit nach Mitternacht, auf seiner Wanderung durch Dublin. Aufbau: Die 18 Stunden des 16. Juni 1904, dem Tag der Handlung, sind in 18 Kapitel untergliedert, denen Joyce ursprünglich die homerischen Überschriften der Odyssee zugeordnet hatte. Obwohl er diese kurz vor dem Druck herausnehmen ließ, ordneten Kritiker den Episoden ihre mythischen Vorbilder wieder zu. Jedes der 18 Kapitel ist in einem charakteristischen, die Künstlichkeit der literarischen Vermittlung betonenden Stil verfasst, so dass Formen wie Essay, Drama, Reportage, Farce, Elegie, Gerichtsrede und andere zu einem Ganzen vermischt werden: Das siebte Kapitel ist ein Beispiel journalistischer Schreibweise, in dem die für diese typische Rhetorik zum Einsatz kommt; das Sirenen-Kapitel gleicht einer kanonischen Fuge; im 14. Kapitel wird das Wachstum des Kindes im Leib der Mutter am Beispiel der englischen Sprachentwicklung vom Altsächsischen bis zur Variante des amerikanischen Englisch versinnbildlicht. Die Penelope-Episode, das letzte Kapitel, mit dem berühmten inneren Monolog der Molly Bloom, fügt 40 000 Wörter zu einem einzigen Satz zusammen. Der Rest ist eine schier unüberschaubare Fülle von Bewusstseinsinhalten, Assoziationen, Anspielungen, intertextuellen Bezügen und »Sprachfeldern«, deren Erschließung durch den Leser mühevoll, aber durchaus lohnenswert ist. Zeit: Der Ulysses steht exemplarisch für die Zeitbehandlung im modernen Roman. Das Ineinanderfließen von Zeit wird bei Joyce auf zwei Ebenen dargestellt: im Spannungsverhältnis zwischen der objektiv messbaren und der subjektiv erlebten Zeit sowie als Zeit des Textverlaufs. Ulysses bricht damit mit der Illusion von kohärent darstellbarer Zeit im realistischen Roman. Die Zeit wird im inneren Monolog »individualisiert« und zum wichtigsten Strukturelement des Werks. Den Leser stellt dies vor die Aufgabe, die Geschehnisse, Figuren und ihre Motivation ohne die erläuternden und ordnenden Kommentare durch einen Erzähler in einen sinnvollen Zusammenhang stellen zu müssen. Wirkung: Kein anderes Buch hat so viel Aufsehen erregt wie Ulysses, dem bereits vor seiner Veröffentlichung Skandale und Gerichtsverhandlungen vorausgingen. Bereits vor der Publikation des Werks im Jahr 1922 durch Sylvia Beach vom Verlag Shakespeare & Co. wurde es als »obszön«, »anstößig« und »widerlich« bewertet. Der äußerst präzise Text brachte Joyce häufig den Vorwurf pornografischer Abbildung ein. Es gab auch positive Kritiken, so äußerte der Schriftsteller Arnold Bennett (1867-1931) nach der Lektüre: »Ich habe nichts gelesen, das es übertrifft, und bezweifle, je etwas gelesen zu haben, das ihm gleichkäme.« Der 16. Juni 1904 ist als »Bloomsday« in die Literaturgeschichte eingegangen und wird jährlich von Joyce-Anhängern nicht nur in Dublin zelebriert. E. D.
Zschirnt-Kanon : Alles, was man lesen muss Systematik: $L-G Umfang: 987 S. Standort: $L Joyce ISBN: 978-3-518-41298-5
Inhalt: Im Mittelpunkt des breit angelegten Romans stehen die Schicksale der Besucher und Bewohner eines provinziellen peruanischen Bordells. Das "Grüne Haus" ist das Bordell einer kleinen Wüstenstadt Nord-Perus. Von den Schicksalen jener zugleich phantastisch und prosaisch real anmutenden Figuren, die hier einkehren, erzählt das Buch, das Vargas Llosa mit Recht einen Abenteuerroman genannt hat. Ein Klassiker der südamerikanischen Literatur. Schlagworte:Belletristische Darstellung, Peru Systematik: $L-G Umfang: 476 Seiten Standort: $L Varg
Inhalt: Solaris, der einzige Roman von Stanislaw Lem, der eine Liebesgeschichte enthält, gehört zu den bekanntesten Sciencefiction-Werken des 20. Jahrhunderts. Das Buch wurde in über 30 Sprachen übersetzt. Es ist der erste Roman des Autors, der die für ihn typische Erörterung erkenntnistheoretischer, anthropologischer oder kosmologischer Fragen mittels des fantastischen Genres konsequent durchführt. Inhalt: Der Planet »Solaris« ist fast vollständig von einem »Ozean« umgeben, der so sonderbare Eigenschaften und Hervorbringungen aufweist, dass man ihn als lebendig und wohl auch als intelligent betrachten muss. Seit Jahrzehnten schlagen alle Versuche fehl, mit diesem Wesen Kontakt aufzunehmen. Der auf der Solaris-Station eintreffende Forscher Kris Kelvin findet eine desolate Mannschaft vor. Der Ozean hat begonnen, aus schuldbeladenen Erinnerungsspuren im Unbewussten der anwesenden Menschen die Schuldobjekte zu rekonstruieren und als »Gäste« in die Station zu schleusen. So wird Kelvin mit seiner früheren Geliebten Harey konfrontiert, die sich vor 20 Jahren das Leben nahm, als er sie verlassen wollte. Kelvin verliebt sich in dieses Kunstgebilde »Harey«. Nachdem Kelvins Kollegen an Bord, Snaut und Sartorius, den Ozean mit harten Röntgenstrahlen bombardieren, die von einem Enzephalogramm Kelvins moduliert wurden, hört die Produktion der »Gäste« auf. Zur gleichen Zeit lässt sich »Harey« durch Antimaterie annihilieren. Der Unmöglichkeit einer Liebe zwischen Kelvin und Harey korrespondiert die Unmöglichkeit der Kommunikation mit dem Ozean. Aufbau: In den chronologischen Ereignisablauf baut der Autor als zweite Ebene die Geschichte der »Solaristik«, der Wissenschaft vom Planeten Solaris ein. Dies geschieht in der Form von Reflexionen des Protagonisten Kelvin bei Besuchen der Bibliothek in der Raumstation. Diese fiktiven Buchparaphrasen, die ein häufiges Stilmittel des Autors (»Metaliteratur«) darstellen, sind mit ihren leeren Klassifizierungen, ihrem Erzeugen von Schulen und Außenseitern auch als Ironisierung der Wissenschaft zu lesen. Wirkung: Der sowjetische Regisseur Andrei Tarkowski verfilmte das Werk 1971 und gewann 1972 beim Filmfestival in Cannes den Spezialpreis der Jury. Eine zweite Verfilmung durch Steven Soderbergh wird im Jahr 2002 vorbereitet. Die im Buch durchgeführte Methode der Verknüpfung »seriöser« Fragestellungen mit dem sonst meist trivialen Thema der interstellaren Raumfahrt hat im Genre nur zögerlich Nachahmer gefunden. Literaturtheoretische Interpretationen von Solaris reichen von ihrer Lektüre als antistalinistische Kritik an Eingriffen in selbst organisierende Systeme bis zur Interpretation des Ozeans als Chiffre für die in Lems Werk verdrängte weibliche Sexualität. R.H.
Zschirnt-Kanon : Alles, was man lesen muss Schlagworte:Science Fiction Systematik: $L-G Umfang: 237 S. Standort: $L Lem / Science Fiction ISBN: 978-3-546-00118-2
Inhalt: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch von Alexander Solschenizyn zählte zu den größten literarischen Ereignissen der Tauwetter-Periode in den UdSSR. Erstmals wagte ein sowjetischer Autor das Tabuthema des stalinistischen Lagersystems unverblümt darzustellen. Inhalt: Im Mittelpunkt der Handlung steht der Häftling Nr. S 854 - Iwan Denissowitsch Schuchow, ein Zimmermann, der nach einer absurden Anklage wegen Hochverrats zu zehn Jahren Lager verurteilt wurde, von denen er acht bereits abgesessen hat. Das Geschehen beschränkt sich auf einen einzigen Tag im Januar 1951, dessen monotoner Verlauf stellvertretend für die 3653 Tage steht, die Schuchow insgesamt abzusitzen hat. Der Tagesablauf ist von der Lagerverwaltung streng vorgegeben: Wecken, Essen fassen, morgendlicher Zählappell, Filzen auf verbotene Gegenstände, harte körperliche Arbeit in der »Brigade Nr. 105«, die auf die Baustelle eines Kraftwerks abkommandiert ist, Mittagessen, wieder Arbeit, usw. Diesen Ablauf kennt Schuchow mittlerweile in- und auswendig; er hinterfragt weder die Rituale der Lagerbürokratie noch die Willkür der Bewacher. Schuchow lebt ausschließlich in der Gegenwart, sein Handeln und Denken ist darauf abgestellt, listig und klug sein Überleben zu sichern und innerhalb der Tagesroutine kleine Vorteile für sich herauszuschlagen: etwa für einen Tag ins Krankenrevier eingewiesen zu werden, wo man sich einmal richtig ausruhen kann, oder ein Paar echte Lederstiefel zugeteilt zu bekommen. Insbesondere das Essen besitzt für den ständig hungrigen Häftling eine geradezu obsessive Bedeutung. Über die Welt außerhalb des Lagers erfährt Schuchow so gut wie nichts, und das Wenige, was er in den ein, zwei Briefen erfährt, die ihm seine Frau pro Jahr schreibt, interessiert ihn nicht mehr. Nur indem Schuchow seine sinnlose, entmenschlichte Existenz als Normalzustand akzeptiert, kann er die Kraft zum Überleben finden. Am deutlichsten wird dies in seiner Einstellung zur Arbeit. Die Mitglieder der Brigade kontrollieren sich gegenseitig, da bei schlechter Leistung eines Einzelnen alle bestraft werden, doch nicht nur deshalb packt Schuchow fleißig an. Er ist in positivem Sinne naiv, ein arbeitsamer, bodenständiger Mensch, der es nicht ertragen kann, Dinge halb oder schlecht zu erledigen. Indem er sich mit der Wand, die er mauert, als seinem Werk identifiziert, verleiht er der Zwangsarbeit und seiner ausweglosen Lage einen Sinn, den sie objektiv gesehen nicht haben. Wirkung: Der Roman löste bei seinem Erscheinen in der Zeitschrift Novy Mir eine lebhafte Diskussion aus. Der sowjetische KPdSU- und Ministerratsvorsitzende Nikita Chruschtschow (1894 bis 1971) begrüßte das Werk als einen Beitrag zur Entstalinisierung. Als die Spielräume für kritische Literatur ab 1964 wieder enger wurden, kam das Buch auf den Index. Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch zählt bis heute zu den erschütterndsten literarischen Zeugnissen über die stalinistische Diktatur. B. F. Systematik: $L-G Umfang: 190 S. Standort: $L Sols
Inhalt: Mit der Geburt seines ersten Sohnes verändert sich für den Lehrer Bird schlagartig das Leben: Das Baby leidet an einer Gehirnhernie, und der junge Vater sieht sich mit der Frage konfrontiert, ob lebenserhaltende Maßnahmen eingeleitet werden sollen. Wer soll diese Entscheidung über Leben und Tod fällen? 'Eine persönliche Erfahrung' erzählt das Schicksal von Kenzaburo Oes Sohn, über dessen Leben der Autor zu entscheiden hatte. Heute ist Oes Sohn ein erfolgreicher Komponist und Musiker.
Aus dem Japan. übers. Systematik: $L-G Umfang: 250 Seiten Standort: $L Oe ISBN: 978-3-518-38342-1
Inhalt: Um die Mitternacht des 15. August 1947 erlangt Indien die Unabhängigkeit. Alle 'Mitternachtskinder', die zu dieser Stunde auf die Welt kommen, sind mit wundersamen Eigenschaften begabt: mit herkulischer Kraft, der Gabe, unsichtbar zu werden oder durch die Zeit zu reisen, und überirdischer Schönheit, die buchstäblich blind macht. Die Fähigkeit, in Herz und Hirn anderer Menschen einzudringen, besitzt als einziger Saleem Sinai, der Held und Chronist dieser phantastischen Familiengeschichte vor dem bizarren, farbenprächtigen Hintergrund des indischen Subkontinents. Ein märchenhaftes Universum, in dem Realität und Fiktion untrennbar miteinander verwoben sind.
Aus d. Engl. übers. Systematik: $L-G Umfang: 542 S. Standort: $L Rush ISBN: 978-3-492-02773-1
Inhalt: Das Romandebüt Die Blechtrommel des 32-jährigen Günter Grass ist ein eigenwilliger moderner Schelmenroman, durch den er zu einem der namhaftesten Autoren der westdeutschen Nachkriegsliteratur mit weltweitem Renommee wurde. Inhalt: Nachdem sich der vor der Gendarmerie flüchtende Brandstifter Joseph Koljaiczek auf einem kaschubischen Kartoffelacker unter den Röcken Anna Bronskis versteckt hatte, bringt diese neun Monate später ihre Tochter Agnes zur Welt. Später heiratet Agnes den arglosen Rheinländer Alfred Matzerath, obwohl sie zugleich eine erotische Beziehung zu ihrem Vetter Jan führt. Ihr Kind Oskar Matzerath, gezeugt von Jan, erblickt 1924 »das Licht dieser Welt in Gestalt zweier Sechzig-Watt-Glühbirnen«. Von Beginn an durchschaut er die Erwachsenenwelt und beschließt an seinem dritten Geburtstag, an dem er eine Blechtrommel geschenkt bekommt, durch einen beabsichtigten Sturz von der Kellertreppe sein Wachstum einzustellen. Seine Größe, sein infantiles Benehmen und seine Blechtrommel täuschen über Oskars geistige und körperliche Reife hinweg, früh meldet sich sein sexuelles Begehren. Er erlebt die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die Reichskristallnacht und den Kriegsausbruch. Seiner Familie bringt Oskar nur wenig Glück: Am Tod seiner Mutter sowie seiner beiden Väter ist er nicht ganz unschuldig. Bei Kriegsende beschließt Oskar Matzerath wieder zu wachsen, doch ist dieses Vorhaben nur mäßig erfolgreich: Zwar wächst er tatsächlich einige Zentimeter, doch drückt sich seine Schuld nun auch äußerlich durch Verwachsungen aus, insbesondere durch einen Buckel. Mit seinem Kindermädchen Maria, der er vermutlich ein Kind geschenkt hat, zieht er nach Düsseldorf, wo er als Jazzschlagzeuger ein reicher Mann wird. Der Ermordung einer Krankenschwester angeklagt, wird er in ein Irrenhaus eingeliefert. Aufbau: Die 46 Kapitel des Romans sind in drei Bücher gruppiert, welche die Vorkriegszeit, die Kriegszeit und die Nachkriegszeit umfassen. Als »Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt« beschreibt Oskar Matzerath teils in erster, teils in dritter Person sein Leben, weshalb zwei Zeitebenen zu unterscheiden sind: Die Zeit der Niederschrift dauert etwa von September 1952 bis zu Oskars 30. Geburtstag im September 1954. Die Erzählfiktion dagegen dauert von der Zeugung Agnes Bronskis 1899 bis zu Oskars Verhaftung im Sommer 1954. Beide Ebenen gehen am Romanende ineinander über. Oskars scharfe, skurril-sarkastische Weltsicht beruht auf seinem Außenseiterdasein: Aller Moral entbunden, nicht in die Verhältnisse involviert, ist Oskar ein hellsichtiger Protokollant des Dresdner Kleinbürgertums während des Dritten Reichs. Seine Teilnahmslosigkeit und Verantwortungslosigkeit, die er sich durch seinen eigenmächtigen Wachstumsstopp erwirbt, lässt ihn indes schuldig werden, da er die Geschehnisse völlig durchschaut. Symbol seiner Weigerung, sich ins kleinbürgerliche Dasein zu fügen, ist seine Blechtrommel, ohne sie kann sich Oskar im Irrenhaus - als Zeichen seiner Schuld - nicht erinnern. Ein Erzählen ohne seine Trommel ist nicht möglich: »Hätte ich nicht meine Trommel, der bei geschicktem und geduldigem Gebrauch alles einfällt, was an Nebensächlichkeiten nötig ist, um die Hauptsache aufs Papier bringen zu können, ...wäre ich ein armer Mensch ohne nachweisliche Großeltern.« Wirkung: Die Lesung aus dem Manuskript des Romans Die Blechtrommel in der »Gruppe 47« machte Grass beinahe über Nacht berühmt. Als eines der repräsentativen Werke der westdeutschen Nachkriegsliteratur wurde der Roman in 24 Sprachen übersetzt, die weltweite Gesamtauflage wird auf über drei Millionen geschätzt. Neben der großen Masse jener, welche Die Blechtrommel als »Meisterwerk« feierten, erregte bei anderen die vermeintlich fehlende Sittlichkeit des Werks Anstoß. Wegen des Vorwurfs der Pornografie wurde Grass 1959 der Bremer Literaturpreis durch den Senat der Stadt verweigert und der Publizist Kurt Georg Ziesel erstritt sich 1968 vor Gericht das Recht, Grass »öffentlich als "Verfasser übelster pornografischer Ferkeleien"« zu bezeichnen. Sehr erfolgreich war die Verfilmung des Werks durch den Regisseur Volker Schlöndorff (1978/79), die mit dem Bundesfilmpreis, der Goldenen Palme und dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde. M. F
Inhalt: John Updikes Roman »Hasenherz«, Auftakt des Zyklus über seinen Helden Harry Angstrom, gehört längst zur modernen Weltliteratur. Der Warenhausverkäufer Angstrom, ein blonder Hüne mit zierlicher Nase, die ihm den Spitznamen »Hasenherz« einbringt, hat Glück bei den Frauen - aber er bringt ihnen keines. Er verläßt Frau und Kind und versucht, seine ruhelose Sehnsucht in der wilden Liebe zu einer Gelegenheitsprostituierten zu stillen. Nach einem tragischen Ereignis in seiner Familie kehrt er jedoch zu ihr zurück, scheitert erneut und flieht endgültig ins Ungewisse. Systematik: $L-G Umfang: 381 Seiten Standort: $L Updi
Inhalt: Fingierte Erinnerungen eines zum Tode verurteilten dreifachen und Mutter-Mörders. Eine Dorf- und Familienchronik von "dämonischer Kraft" (Camus), die 1942 die Karriere des Nobelpreisträgers von 1989 (Jg. 1916) begründete. Schlagworte:Cela, Camilo José, Nobelpreis für Literatur <1989>, Spanien Systematik: $L-G Umfang: 173 Seiten Standort: $L-G Cela
Inhalt: René Maugras, vierundfünfzig, erfolgreicher Pariser Zeitungsverleger, wird nach einer Hirnembolie in das Krankenhaus Bicetre eingeliefert. Halbseitig gelähmt, des Sprechens nicht mehr mächtig, von der Außenwelt abgeschnitten, kehrt er erst ganz allmählich vom Tod ins Leben zurück. Von seinem Krankenhausbett aus hört er, nimmt er seine Umgebung wahr, die ihn dazu kaum mehr für fähig hält. Anläßlich der verschiedensten Besuche muss Maugras seine persönlichen Erinnerungen mit der aktuellen Situation konfrontieren, stellt er die brillante Persönlichkeit in Frage, die er verkörpert hat und die nun mitten aus ihrer rastlosen, betäubenden Aktivität heraus plötzlich auf sich selbst zurückgeworfen ist. "Den endgültigen Beweis seiner schriftstellerischen Größe legte Simenon mit den 'Glocken von Bicetre' vor. Mit diesem Roman schuf er einen psychologischen Roman par excellence." (Vox) "Der Roman 'Die Glocken von Bicetre' gehört zu den heute seltenen Büchern, die Lesern Mut machen können." (Sender Freies Berlin) "'Die Glocken von Bicetre' sind das beste Beispiel dafür, wie Simenon mit knappen Schilderungen faszinierende Stimmungen erzeugt." (Marie Claire)Georges Simenon (1903-1989) wurde in Lüttich geboren und lebte ab 1957 in der Schweiz. Er gilt als einer der besten französisch-sprachigen Kriminalautoren. Systematik: $L-G Umfang: 251 Seiten Standort: $L Sime
Programm Findus Internet-OPAC findus.pl V20.235/8 auf Server windhund2.findus-internet-opac.de,
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